: Chaos gefährdet die Wahl im Irak
Sicherheitslage im Irak weiter schlecht. UN-Generalsekretär hält Wahlen für gefährdet. Hilfsorganisationen planen ihren Abzug. Neue US-Angriffe in Falludscha
BERLIN dpa/afp ■ UN-Generalsekretär Kofi Annan hält die für Januar geplanten Wahlen im Irak für zunehmend gefährdet. Angesichts der anhaltenden Gewalt werde es immer schwieriger, die Bedingungen für das Gelingen von Wahlen in knapp fünf Monaten zu schaffen, schrieb er in einem Bericht für den Weltsicherheitsrat. Im Pentagon teilt man nach Angaben der New York Times diese Sorge.
US-Kampfflugzeuge haben am Mittwoch erneut Ziele in der Aufständischen-Hochburg Falludscha angegriffen. Dabei starben mindestens 8 Iraker, 23 wurden verletzt. Bei heftigen Kämpfen am Vortag waren in der westirakischen Stadt bis zu 100 Aufständische getötet worden. In der Bagdader Schiiten-Vorstadt Sadr-City entspannte sich die Lage in der Nacht zum Mittwoch allmählich. Extremisten setzten unterdessen ihre Serie von Attacken auf irakische Politiker fort.
Bei einem Attentatsversuch auf Gemeinderatsmitglied Hischam al-Hamdani im nordirakischen Mossul starben gestern zwei seiner Begleiter. Der Politiker selbst wurde schwer verletzt. Am Dienstag war in Mossul ein Sohn des Gouverneurs getötet worden. In Ramadi wurde gestern laut Polizei der stellvertretende Provinzgouverneur Bassam Mohammed entführt.
Die Sicherheitslage sei so prekär, dass die UN ihre Wahlhilfe begrenzen müssten, bedauert der UN-Generalsekretär. Die Vereinten Nationen steckten in einer Zwickmühle: Sie wollten helfen, fürchteten aber die Aufständischen, die sie an ihrer Mission zu hindern suchten. Annan wiederholte seinen Appell an die UN-Mitgliedstaaten, Truppen für den Schutz der UN-Mission im Irak bereitzustellen.
Nach Informationen der New York Times äußern auch Pentagon-Beamte Sorge, ob die von Rebellen weitgehend kontrollierten Gebiete im so genannten sunnitischen Dreieck im Norden und Westen von Bagdad rechtzeitig zu dem geplanten Wahltermin befriedet werden können. Generalstabschef Richard Myers sagte in Washington, bis Dezember seien die irakischen Streitkräfte so weit, dass sie die Aufständischen konsequent bekämpfen könnten.
Auch die meisten regierungsunabhängigen Organisationen (NGO) planen nach der Entführung von zwei Italienerinnen ihren Abzug aus dem Irak. Einige Mitarbeiter seien bereits am Morgen abgereist, sagte der NGO-Koordinator Jean-Dominique Bunel gestern. Die beiden Italienerinnen und zwei Iraker, alle Mitarbeiter italienischer Hilfsorganisationen, waren am Dienstag von bewaffneten Männern aus ihrem Büro in Bagdad verschleppt worden.
Der Kampf gegen die Rebellen ist laut US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld aber erfolgreich. Irakische Streitkräfte und Koalitionstruppen hätten im August zwischen 1.500 und 2.500 Aufständische getötet. Myers räumte ein, dass die Opferzahlen in jüngster Zeit auf allen Seiten gestiegen sind.