Dann fahren wir eben woanders hin

Interconnex schließt Strecke Neuss–Köln–Berlin–Rostock wegen zu wenig Fahrgästen. Dafür macht der Konzern vierneue Verbindungen auf. Verband Pro Bahn kritisiert Deutsche Bahn: Hohe Subventionen lassen keinen fairen Wettbewerb zu

aus Berlin DANIEL SCHULZ

Eine Strecke wird geschlossen, dafür werden vier neue eröffnet. Interconnex, der größte Wettbewerber der Deutschen Bahn, befährt am 27. Oktober 2003 zum letzten Mal die Linie Neuss–Köln–Berlin–Rostock. „Die Nachfrage war zu gering“, begründet Connex-Sprecher Andreas Winter das Aus für die Strecke gegenüber der taz. „Unsere Züge hätten zu 60 Prozent konstant ausgelastet sein müssen, teilweise war es nicht einmal die Hälfte.“

Der Anfang vom Ende der Interconnex-Verbindungen soll die Schließung jedoch nicht sein. „Wir orientieren uns neu“, erklärt Konzernsprecher Winter. Die Züge, die zwischen Neuss und Rostock pendelten, fahren ab 1. November auf der Strecke Hamburg–Flensburg–Padborg (in Dänemark). Zwischen Hamburg und Westerland betreibt Interconnex ab 2005 die Deichbahn. „Außerdem wird es eine neue Linie zwischen Berlin und Dresden geben“, so Winter. Eine Strecke von Hamburg in den Süden sei auch geplant. Genaueres könne man noch nicht sagen: „Bisher wissen wir, dass sie über Köln läuft; wie der Endbahnhof heißt, steht noch nicht fest.“ Frankfurt/Main sei im Gespräch.

Der Verband Pro Bahn bedauerte die Streckenschließung. „Gerade in diesen Gebieten fahren sonst kaum Züge.“ Für die Kunden sei das ein herber Verlust. Pro Bahn machte neben der schlechten Auslastung auch die Deutsche Bahn (DB) für das Scheitern der Strecke Neuss–Rostock verantwortlich. „Solange wir keinen offenen Wettbewerb haben, sind die Erfolgschancen anderer Anbieter gering“, meint Karl-Peter Naumann von Pro Bahn. Die DB sei zu stark subventioniert, verlange sehr hohe Preise zur Nutzung ihrer Gleise. „Aber auch die Wiedereinführung der Bahncard 50 hat Connex getroffen“, so Naumann.

DB-Sprecher Werner Klingberg hält das für Unsinn: „Die Trassenpreise zahlen alle gleich, und die Bahncard 50 ist erst seit zwei Monaten wieder da.“ Das Ende der Strecke sei von den Kunden gewollt worden. „Wer fährt schon von Neuss über Berlin nach Rostock, das ist unattraktiv und dauert zu lange.“

Durchschnittlich 1.000 Fahrgäste pro Tag fuhren auf der erst am 6. Juni eingerichteten Strecke – zu wenige, um die 1.000 Kilometer lange Linie rentabel zu machen. Zum Vergleich: Zwischen Gera und Rostock benutzen täglich ebenfalls etwa 1.000 Menschen Connex-Züge. Diese Strecke fährt Gewinn ein, sie ist jedoch nur halb so lang.www.interconnex.info