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Archiv-Artikel

Mit dem Rufbus bis vor die Haustür

Abends, an Wochenenden und in den Ferienzeiten rollt im Raum Angermünde, Barnim und Gerswalde der „Rufbus“

Im Nordosten Brandenburgs verzichten die Verkehrsunternehmen schon seit Sommer 2003 darauf, leere Busse auf die Straße zu schicken. „Ruf dir deinen Bus“, lautet das Motto, das seither in den dünn besiedelten Landstrichen zwischen Angermünde und Schwedt, Barnim und Gerswalde mit Erfolg praktiziert wird.

Die Sache funktioniert ganz einfach: Abends, an Wochenenden und in den Ferienzeiten, kurzum außerhalb der Berufs- und Schulzeiten mit einem festen Fahrgastaufkommen, bleiben die großen Busse in der Garage. Wer in dieser Zeit transportiert werden möchte, wählt eine bestimmte Telefonnummer und bestellt den Rufbus. Beim Fahrtziel richtet sich der Fahrer des Kleinbusses, es kann auch ein Taxi sein, ganz nach den Wünschen seiner Kunden. Ein- und Aussteigen an Bus-Haltestellen ist kein Muss, es geht auch direkt vor der Haustür. Einzige Vorsetzung: Die Bestellung muss mindestens 60 Minuten vor dem Fahrtantritt erfolgen. Auch der Zeitrahmen muss eingehalten werden. Nach 22 Uhr rollt auch kein Rufbus mehr.

Die Tour ist für den Fahrgast kaum teurer als die Fahrt mit dem großen Überlandbus. Das Ticket kostet den normalen VBB-Tarif von 1,20 Euro plus eine Komfortpauschale von 80 Cent bis maximal 1 Euro. Die Fahrer der Rufbusse sind bei den kommunalen Verkehrsbetrieben angestellt. Aus deren Etat werden auch die von Taxifahrern durchgeführten Touren bezahlt.

Ebenso wie das Projekt „Bürgerbus“ wird auch der „Rufbus“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Ziel sei, „flexiblere Angebotsformen im öffentlichen Nahverkehr zu entwickeln“, sagt die Sprecherin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, (VBB) Sabine Vogel. Eine im Bereich Angermünde vorgenommene Fahrgastumfrage hat Vogel zufolge ergeben, dass der Rufbus in der Mehrzahl von der Altergruppe über 60 Jahre genutzt wird. Als Fahrtzweck sei am häufigsten „Einkaufen und Freizeit“ angegeben worden und dass man keine andere Transportmöglichkeit habe. Im Raum Angermünde/Schwedt legen die Rufbusse im Monat rund 2.000 Personenkilometer zurück, sagt Vogel. In den Frühjahrs- und Herbstmonaten werde mehr gefahren als im Sommer und Winter.

Die Rufbusse sind keine Brandenburger Erfindung. In anderen Bundesländern wie etwa Bayern, Niedersachsen und im Ruhrgebiet sind sie schon seit langem zu finden, werden dort aber meist nur zu Nachtzeiten eingesetzt. PLUTONIA PLARRE