Live-Musik bei Wellengang

Kurz vor der Winterpause lud das Club-Schiff Frau Hedi am letzten Samstag zu einem besonderen Event ein: Die Band Missouri spielte auf der Elbe zwei Stunden lang Songs aus ihrem aktuellen Album „Voodoo Rama“

Es begann mit einigen enttäuschten Gesichtern. So gutmütig Frau Hedi auch sein mag, mehr als 100 Leute gleichzeitig darf sie einfach nicht aufnehmen. Könnte sie reden, hätte sie es den Abgewiesenen in der Warteschlange sicher charmant erklärt. Doch Frau Hedi ist – auch wenn sie mit ihren Discokugeln und Girlanden eine besondere Wohlfühlatmosphäre verbreitet – rein technisch gesehen eben nur ein Schiff. Und so war es an der Crew, mehrere Besucher wieder wegzuschicken, was sie nicht gerade freundlich tat. Als die Barkasse kurz nach 19 Uhr am Samstagabend die Landungsbrücken verließ, blieb den Zurückgelassenen immerhin der Trost, dass sie vielleicht in einer knappen Stunde dazustoßen könnten. Denn Frau Hedi kommt alle 50 Minuten für einen Zwischenstopp „nach Hause“. An den Sommerwochenenden ist das der abendliche Rhythmus des Club-Schiffes, das Musik-Acts und ihre Fans gemächlich übers Wasser befördert.

Ein dicht gedrängtes, tanzbereites Publikum war für Frau Hedi also nichts Neues. Doch während sonst überwiegend DJs Platten auflegen, war für diesen Abend ein Live-Konzert angesagt: Missouri – passend zum Namen aus Hamburg und Nürnberg – spielten Songs von ihrer aktuellen CD Voodoo Rama. Drei Alben gibt es mittlerweile von Missouri, auf deren ersten beiden sie Country, Punk und Alternatives mixen, ohne dabei beliebig zu werden. Das Wunderwerk Voodoo Rama, dem das Konzert galt, verbindet nun Blues und Soul vom Feinsten, ohne zu schwer oder zu düster zu wirken – und live schon gar nicht. Leichte Pop-Versatzstücke und lockere Beats schufen eine fröhlich-entspannte Stimmung, die sich sofort auf das Publikum übertrug. Leute jeder Altersklasse und Stilrichtung hatten ihren Spaß, auch die Frau gegenüber, die aussah „als wäre sie für heute ausgebüxt und würde sich sonst nur um ihre Kinder und das Gemüsebeet kümmern“, wie eine junge Besucherin augenzwinkernd meinte.

Von der sympathischen Band sah man während des Zwei-Stunden-Auftritts nicht viel, da sie im hinteren Teil des Schiffes saß und der Platz für eine Bühnenshow nicht ausreichte. Aber das musste auch nicht sein, gerade an so einem Abend. Die Wolken hatten sich verzogen, und das warme Licht zeigte Hamburg von seiner schönsten Seite, als es im Sonnenuntergang durch die Speicherstadt ging. Im Dunkeln dann am beleuchteten Containerhafen und den Docks vorbei. Die harmonische Musik war währenddessen ein so passender und unabkömmlicher Begleiter wie die Welle, die neben Frau Hedi herlief. Alles war gut. Alles war im Fluss. Maren Albertsen