: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Bei Hitler wirkt eine Art zweites Gebot: „Du sollst dir kein Bildnis machen“. Gottgleichheit, auch in der Negation, ist ungefähr das Erbe, das dem Führer vorschwebte. Beunruhigend ist die Lage im Lande derzeit nicht – nur in Sachsen
taz: Was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Senator Kerry schmiert in den Umfragen ab.
Was wird besser in dieser ?
Vielleicht schmiert jemand die Umfragen.
Am nächsten Sonntag wird in Brandenburg und Sachsen gewählt. In Sachsen scheint die NPD echte Chancen zu haben, in ein Landesparlament einzuziehen – zum ersten Mal seit 1966. Müssen wir beunruhigt sein?
Nein. Oder leben Sie in Sachsen?
Links und rechts, PDS und Rechtsextreme werden wohl stärker. Man kann jetzt schon wetten, dass im Leitartikel der Zeitung für Deutschland händeringend mal wieder Weimarer Verhältnisse beschworen werden. Zu Recht?
Das ist der Selbstbetrug des konservativen Deutschland, und soll es offenbar auch bleiben: Die fehlenden Stimmen zu Hitlers Ermächtigung kamen von der Unions-Vorgängerin Zentrumspartei, sein Alibi-Vizekanzler von Papen indirekt auch. Die Konsolidierung der Staatsfinanzen, die Arbeitsbeschaffung etwa durch Autobahnbau – das, was dann Hitler zugute geschrieben wurde – waren Früchte auch sozialdemokratischer Kabinette in Weimar. Das wäre doch dann auch mal ein ganz schickes Argument gegen Hartz: „Keine Reformen, sonst hilft die CDU Hitler an die Macht!“
Stellt sich das gescheiterte NPD-Verbotsverfahren angesichts des unerwarteten Aufschwungs von einer Neonazi-Sekte zur Partei mit Parlamentschancen in anderem Lichte dar?
Sorry, das sehe ich inhaltlich eher unverbunden. Aber vielleicht gibt es bei manchen einen pubertären Affekt: Wenn Vater Staat was verbieten will, macht es uns gerade rollig.
Die Schröder-SPD hat Lafontaine und den Anti-Hartz-Populisten Schuld an den vier Prozent NPD-Wählern im Saarland gegeben. Ist da was dran – oder ist das nur ein Agit-Prop-Foul?
Heiko Maas’ Strategie gemäßigten oskarns: „Die in Berlin, na ja, aber die Saar-SPD ist toll!“, hat Lafontaine ruiniert. Das hat Maas Stimmen gekostet. Der Hauptfeind der SPD aber ist der Nichtwähler, der den Reformprozess einsieht wie die Notwendigkeit eines Zahnarztbesuches, um den er sich auch nicht dringend bewerben würde.
Es ist mal wieder Zeit für Hitler – und kein Entkommen. Sehen Sie sich „Den Untergang“ an? Oder sollte man das als Protest gegen die mediale Nazi-Olympiade lieber lassen?
Unausgesprochen wirkte bei Hitler in Deutschland ein negatives zweites Gebot: „Du sollst dir kein Bildnis noch Gleichnis machen.“ Gottgleichheit, auch in der Negation, ist ungefähr das Erbe, das dem Führer vorschwebte.
Eine Umfrage in der letzten Woche hat ergeben, dass fast jeder Fünfte Deutsche die Mauer wieder haben will. Spinnen die Deutschen?
Nö, nur zu vier Fünfteln.
Und was macht Borussia Dortmund?
Ein „unerwartetes Defizit in der Jahresbilanz von 50 bis 60 Millionen“. Sind das doch Sozis?
FRAGEN: SR