: Erst Hure, dann Betschwester
betr.: „Was ist links“, Debattenbeitrag von Michael Rutschky, taz vom 1. 10. 03
Ab 25 geht’s bergab? Oder was? Dass euch zum eigenen Jubiläum anstelle einer eigenen Bilanz nicht mehr einfällt als Bild in der taz, mag als PR-Gag ein inhaltsarmer „Kick“ für Gelangweilte – und Langweiler – sein. Aber dass unmittelbar darauf Herr Rutschky noch unter Bild-Niveau Oberflächenhäme über „die Linke“ absondert, das muss doch nicht sein, oder?
Schon seine „Fragestellung“ ist so beliebig wie abgefrühstückt: „Was ist heute links?“ – das „fragt“ nach einem schon längst beliebigen, nie sonderlich trennscharfen, geschweige denn analytischen „Begriff“. Als „Antwort“ kann jeder auf das eindreschen, was ihm blöd vorkommt – und merkt nicht, wie nichtssagend der ganze Ansatz ist. Und wie er das Wesentliche weg-„definiert“, wegblendet … So bekommt bei Rutschky eben sein Lieblingsfeindbild, der öffentlich-bedienstete Mittelstand, sein Fett weg – und all die Initiativen für Menschenrechte, zivilen Ungehorsam, für Abrüstung und Frieden, soziale Gerechtigkeit, fairen Welthandel und gegen Zensur und Ausbeutung (doch, die gibt’s noch – die Ausbeutung wie auch die Initiativen!) … kommen bei ihm einfach nicht vor. Im Übrigen beherrscht seinen Artikel die „Unfähigkeit, zu trauern“ – denn, was immer die „Linke“ ist: Sie fehlt uns!
ULI KLAN, Wuppertal
Endlich entdeckt: Es gibt sie noch, die Linke. Jedenfalls in der Vorstellung der Springer-Canaille und in der der Wadenbeißer von der FAZ. Und nicht zuletzt bei Herrn Rutschky, der kennt sie aus eigener Anschauung, die Linken: Die pflegen verstaubte Schrullen, heucheln und schmarotzen und sind ganz ganz furchtbar doof. So schrecklich doof, dass sie Herrn Rutschy blitzgescheit machen und dass, was sie bekritteln, nur schön und gut sein kann. Aus jungen Huren werden alte Betschwestern, liebte Marx zu sagen. Ja, Marx. HANS HORCH, Saarbrücken