Rumsfeld hörte weg

US-Verteidigungsminister soll frühe Hinweise auf Misshandlungen in Militärgefängnissen ignoriert haben

WASHINGTON dpa ■ US-Geheimdienstbeamte sollen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld schon vor zwei Jahren über Misshandlungen von Ausländern in US-Militärhaft informiert haben. Rumsfeld habe dies ignoriert, schreibt Seymour Hersh, Journalist des New Yorker, in einem gestern veröffentlichten Buch.

Ein CIA-Agent habe nach einem Besuch im Lager Guantánamo auf Kuba im Sommer 2002 in einem Bericht auf Misshandlungen der dort Inhaftierten hingewiesen. So seien die Häftlinge teilweise mit Kapuzen über dem Kopf stundenlang in sengender Hitze sitzen gelassen worden. Hersh zitiert Informanten, nach deren Aussagen die Gefangenen geschlagen, zum Ausziehen gezwungen und mit eiskaltem Wasser übergossen wurden.

Der Bericht sei auch auf dem Tisch eines Mitarbeiters von Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice gelandet. Rice habe im Herbst 2002 im Weißen Haus ein Treffen anberaumt, bei dem Hinweise auf Misshandlungen ignoriert worden seien. Das Weiße Haus bestätigte das Treffen. Dabei sei es nur darum gegangen, ob auf Guantánamo Menschen zu Unrecht festgehalten wurden, nicht um deren Behandlung.

Nach Hershs Angaben wies auch im Irak ein Offizier auf Misshandlungen im Gefängnis Abu Ghraib hin, lange bevor der Skandal Anfang des Jahres ans Licht kam. Er habe den Chef des Zentralkommandos, John Abizaid, schon im November 2003 darüber informiert. Nach Angaben des Zentralkommandos kann Abizaid sich an eine Diskussion über Misshandlungen vor Januar 2004 nicht erinnern.