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Archiv-Artikel

Verdammnis ist der Sünden Lohn

Seelsorger des Josephs-Stifts wird keine Kranken mehr betreuen: Bistum entpflichtet Pfarrer nach Geständnis, Geld von Patientin angenommen und Generalvikar belogen zu haben

Bremen taz ■ Wegen einer dreisten Lüge hat das Bistum Osnabrück den Krankenhausseelsorger des Schwachhauser St. Joseph Stifts mit sofortiger Wirkung entpflichtet. Das teilte Generalvikar Theo Paul gestern mit. Bislang war trotz massiver Vorwürfe wegen angeblicher Erbschleicherei von diesem Schritt abgesehen worden.

Für Empörung hatte gesorgt, dass eine 92-jährige Patientin den jungen Krankenhausgeistlichen als Testamentsvollstrecker eingesetzt hatte – und er für diese Aufgabe im Todesfall der Dame mit 50.000 Euro honoriert worden wäre. Zudem war über sein Privatkonto eine Spende für die Krankenhaus-Orgel abgewickelt worden.

Beides hatte kein gutes Licht auf den Pfarrer geworfen – war jedoch ohne gravierende Folgen geblieben. Das Testament, ohnehin nicht im Beisein des Geistlichen aufgenommen, ist widerrufen, die Spende korrekt an die Orgelbaufirma geflossen. Das hatte eine Revision des Bistums ergeben. Dabei hatte der Seelsorger auch seine Privatkonten offen legen müssen. „Er ist mehrfach und bei unterschiedlicher Gelegenheit gefragt worden, ob es in diesem Zusammenhang noch etwas anderes gegeben hat“, erläuterte Bistumssprecher Hermann Haarmann auf Nachfrage. Immer habe der junge Geistliche das verneint. Auch im Gespräch mit der taz wies er entsprechende Verdächtigungen noch am Samstag zurück: „Ich habe kein Geld gesehen“, so der 36-Jährige. Gestern nun gab er zu, von der Patientin 2.000 Euro in bar erhalten zu haben. „Mit Bedauern und Enttäuschung müssen wir zur Kenntnis nehmen“, heißt es darob in der Erklärung des Generalvikars, „dass der Geistliche nicht die Wahrheit gesagt hat“. Die Entlassung sei unumgänglich, obwohl der Priester „eine von vielen Patienten anerkannte Arbeit geleistet“ habe. In gut unterrichteten Kreisen wird indes gemunkelt,er müsse „erst einmal seine eigene Persönlichkeit durchleuchten“.

Seine Zukunft ist damit völlig offen. „Dass ihm diese Aufgabe weggenommen wird, ist ein sehr harter Schritt für den Betroffenen“, so Bistumssprecher Haarmann zur taz. Er bleibe zwar Priester, es sei „aber nicht klar, ob man ihn überhaupt je wieder einsetzen kann“.

Benno Schirrmeister