: Korruption riskanter
Mehr Skandale und Prozesse wegen Bestechlichkeit wirken sich aus: Deutschland belegt im neuen Antikorruptions-Index einen besseren Platz
BERLIN afp/taz ■ Deutschland hat offenbar Fortschritte bei der Korruptionsbekämpfung gemacht. Im neuesten Antikorruptions-Index von Transparency International (TI) rückte die Bundesrepublik um zwei Plätze auf Rang 16 vor. TI untersuchte für den Index die Bestechlichkeit von Behördenvertretern in 133 Ländern aufgrund der Einschätzungen von Geschäftsleuten, Wissenschaftlern und Experten.
Weltweit geht der Korruptionspegel aber nicht zurück. Die Gesamtentwicklung von Wirtschaft und Wirtschaftsethik sei geprägt von aggressivem Standort-Wettbewerb und der Globalisierung, sagte der Vorsitzende von TI Deutschland, Hansjörg Elshorst, der ARD. Mit 7,7 CPI-Punkten stünde Deutschland auf Platz 16 im Mittelfeld der etwa 30 vergleichbaren Industrieländer.
Elshorst wertete Aufklärung und konsequente Strafverfolgung als wichtige Faktoren im Kampf gegen Korruption. Bei großen deutschen Firmen habe sich „die Korruption wesentlich verteuert und ist insgesamt risikoreicher geworden“, so Elshorst. Auch die Behörden seien vorsichtiger geworden, nachdem es viele Prozesse gegeben habe. Skandale hätten den Firmen und Behördenmitarbeitern vor Augen geführt, dass sie ihren Ruf und ihre Existenz bei Bestechung aufs Spiel setzten.
Elshorst forderte die Bundesregierung auf, Gesetzesvorhaben gegen Korruption schnell umzusetzen. Er verwies auf das Zentralregister zur Erfassung korrupter Firmen, die von der öffentlichen Auftragsvergabe ausgeschlossen werden sollen. Daneben könne ein Informationsfreiheitsgesetz Korruption vorbeugen.
Auf Platz 1 der am wenigsten korrupten Länder kam Finnland, gefolgt von Island, Dänemark, Neuseeland und Singapur. Schlusslichter sind Bangladesch, Nigeria und Haiti. TI-Chef Peter Eigen sagte, neben Deutschland habe sich die Lage auch in Frankreich, Kolumbien, Malaysia, Norwegen und Tunesien verbessert. In Argentinien, Chile, Israel, Polen, den USA, Weißrussland und Simbabwe verschlechterte sich dagegen die Situation. Er verwies auf Trends, die Korruption begünstigten. Durch die Zunahme des regionen- und grenzübergreifenden Wettbewerbs drohe „ein Verfall guter kaufmännischer Tradition“. Eigen forderte die reichen Länder auf, arme Staaten mehr im Kampf gegen Korruption zu unterstützen.