: Islamfeindliche deutsche Zustände
betr.: „Der menschliche Makel“ von Necla Kelek, taz vom 16. 3. 09
Mir verschlägt es die Sprache, wie unsachlich Frau Kelek in diesem Artikel das Thema Diskriminierung von Muslimen angeht. Sie prangert unter anderem die Behauptung an, Islamfeindlichkeit sei die derzeitig meist verbreitete Form des Rassismus in Deutschland, und erklärt das zur schlichten Erfindung muslimischer Verbandsvertreter. Damit blendet sie aus, dass bisher alle veröffentlichen Studien, die Rassismus bzw. Islamfeindlichkeit in Europa oder in Deutschland untersuchen, vor der Verbreitung islamfeindlicher Einstellungen warnen. Beispielsweise kommt die EUMC-Studie (der EU-Beobachtungsstelle für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit) zu dem Ergebnis, dass Muslime in Deutschland auf verschiedenen Ebenen benachteiligt werden und täglich Diskriminierung erfahren.
Auch die Ergebnisse der Studie über „Deutsche Zustände“ (Heitmeyer u. a.) bestätigt das, was in verschiedenen Meinungsumfragen festgestellt wird: Die pauschale Ablehnung von Muslimen und von Phänomenen, die mit dem Islam in Verbindung gebracht werden, hat in Deutschland hohe Werte erreicht.
Schlimm erscheint es Kelek, dass sogar das Kopftuchverbot für Lehrerinnen von Muslimen als Diskriminierung gewertet wird. Fakt ist, dass die größte internationale Menschenrechtsorganisation, Human Rights Watch, in ihrem im Februar veröffentlichten Bericht zu dem Ergebnis kommt, die in einigen Bundesländern bestehenden Verbote religiöser Bekleidungen verletzten grundlegende Menschenrechte und diskriminierten gezielt muslimische Frauen.
Dass Kelek das Rassismusargument muslimischer Verbandsvertreter als Knüppel gegen Kritik sieht, verdient einen Orden für Faktenverdrehung. Schade, dass Inkompetenz heutzutage mit so viel Anerkennung honoriert wird! RAIDA CHABIB, Wachtberg