Opec bringt symbolisch Öl auf den Markt

Die Minister des Kartells heben bei ihrem Treffen in Wien die offizielle Förderquote an. Dabei pumpen die Länder schon jetzt mehr aus der Erde. Die Kapazitätsgrenze ist bald erreicht. Deshalb sucht die Opec den Kontakt zu Russland

WIEN rtr/taz ■ Die Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) hat angesichts des anhaltend hohen Ölpreises ihre offizielle Fördergrenze ein weiteres Mal angehoben. Das Kartell sei sich einig, die Quote für die Ölförderung um eine Million Barrel pro Tag auf 27 Millionen Barrel pro Tag zu erhöhen, sagte ein Delegierter gestern am Rande des Treffens der Ölminister in Wien.

Die tatsächliche Fördermenge der Opec-Länder liegt aber seit Monaten bereits bei rund 28 Millionen Barrel pro Tag und damit über der offiziellen Quote. Mit der bewusst niedrig angesetzten Fördergrenze lässt sich das Kartell Spielraum für eine Drosselung der Förderung bei einem plötzlichen Preisverfall. Der Ölpreis gab kurz nach Bekanntwerden der Entscheidung etwas nach.

Doch der Preis des wichtigsten Energieträgers wird derzeit von einem Phänomen hochgehalten, das weder die Opec noch die Ölkonzerne beeinflussen können. Zu Beginn der 132. Ministerkonferenz blickte alles gespannt auf den Golf von Mexiko, wo der verheerende Hurrikan „Ivan“ durch die Ölfelder tobte. Mehr als 4.000 Ölarbeiter mussten von den Plattformen evakuiert werden. 280.000 Barrel kommen dadurch jeden Tag weniger auf den Markt.

Opec-Präsident Purnomo Yusgiantoro, gleichzeitig Ölminister von Indonesien, hatte letzte Woche auf dem Weltenergiekongress in Sydney angedeutet, er erwarte eine Anhebung des Preisbandes für ein Fass (159 Liter) Opec-Rohöl auf 26 bis 34 Dollar (21,5 Euro bis 28,2 Euro). Zwei der wichtigsten Ölproduzenten, nämlich Saudi Arabien und Venezuela, hatten sich kurz vorher dafür ausgesprochen, das seit März 2000 geltende Preisband von 22 bis 28 Dollar der Wirklichkeit anzunähern.

Seit Monaten oszilliert der Ölpreis für ein Barrel Rohöl um die 40 Dollar. Die USA melden seit Monaten sinkende Reserven, was den Preis nachhaltig hoch hält. Politische Turbulenzen wie das gescheiterte Referendum zur Absetzung von Venezuelas Präsidenten Hugo Chávez und die Kreml-Intrigen gegen den russischen Yukos-Konzern haben die Hochpreispolitik von Spekulanten begünstigt.

Saudi-Arabiens Ölminister Ali al-Nuaimi, die graue Eminenz der Opec, wies daher in Wien die Verantwortung für den hohen Ölpreis von sich. „Viel können wir nicht tun. Andere wollen Geld verdienen, das ist sehr legitim“, sagte er.

Die Opec (ohne Irak) hatte im August täglich 27,97 Millionen Barrel gefördert. Experten sehen daher bald die Kapazitätsgrenzen erreicht. Nun versuchen die Minister der im Kartell zusammengeschlossenen Länder, auch die anderen Fördernationen der Welt in die Verantwortung zu nehmen.

Diesem Zweck dient auch die Einladung an Russland, die nach Informationen aus Kreisen der Organisation zur Anlehnung der russischen Ölpolitik und -Förderung an die der Opec führen soll.

RALF LEONHARD