: Gewollte Unschärfe
Literaturhaus präsentiert Essayband zum im Januar veranstalteten Symposion „Europa schreibt“
Wie weit reicht Europa? Ist wenigstens die geographische Ausdehnung konsensfähig? Oder definiert jeder vom eigenen Epizentrum her immer wieder neu, was „europäisch“ ist, je nachdem, wie es ihm politisch behagt? Antworten auf diese Fragen haben im Januar 2003 auch die 33 Autoren nicht gefunden, die im Rahmen des Symposions „Europa schreibt“ darüber sinnierten, was das Europäische an den Literaturen Europas sei.
Interessante Standortbestimmungen haben sich stattdessen ergeben, die den Facettenreichtum spiegeln, über den sich Europa meist definiert: Dass Europa ein Hirngespinst sei, meinten die einen. Dass es eine Drohung sei, die anderen, pragmatischer Ausdruck geopolitischer Interessen. Und auch der Versuch, Europa historisch zu definieren, ist nicht immer erfolgsgekrönt, orten ost- und westeuropäische Autoren ihre Wurzeln doch nicht immer in der gleichen Sphäre.
Aber vielleicht ist es gut, dass es dem Symposion nicht gelungen ist, „europäische Identität“ zu definieren – weder im Gespräch noch in den Essays der teilnehmenden Autoren, die jetzt als Buch erschienen sind. Denn die Unschärfe jeglicher Identitätsbestimmung macht diesen Diskurs erst reizvoll – inklusive der Frage, ob die Suche danach eher den Eurozentrismus oder die Toleranz entwickeln hilft. PETRA SCHELLEN
Präsentation des Essaybandes Europa schreibt: heute, 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38