: Festnahmezüge in Hamburg
Wenn raffinierte Fahnder wieder zu Schlägern mutieren
1990 baute der Hundertschaftsführer, Günter Pollach, einen Festnahmezug auf. Die Spezialeinheit firmierte unter den Rufnamen „942“ und löste die traditionellen Greiftrupps zunächst ab. Die Devise: Strafverfolgung bei Demos ohne Eskalation. Damit sollten auch auf das Phänomen reagiert werden, dass Spaltungsversuche in militanten und gewaltfreie Demonstranten in der Friedens- und Anti-Atombewegung oft fehlgeschlagen waren. Der Festnahmezug 942 operierte auf drei Ebenen: Von außen beobachteten Beamte mögliche Straftaten. In der Demo hefteten sich ZivilbeamtInnen den vermeintlichen Straftätern an die Fersen, die außerhalb des Protestes von anderen Zivilkräften übernommen wurden. Die Festnahme erfolgte auf ihre Weisung dann wieder durch Uniformierte fernab vom Geschehen. Diese Konzeption wurde schon 1994 wieder fallengelassen. Grund: Die Taktik war sehr personalintensiv, die „Ausbeute“ nur gering und gerade die zivilen Observationskräfte waren bei einem Gerichtsauftritt „szenemäßig verbrannt“. Somit war der Rückfall zur alten Konzeption vorprogrammiert. Die Festnahmeeinheit 942 gibt es zwar formell noch, inzwischen werden aber die Festnahmezüge laut Polizeisprecher Andreas Schöpflin „anlaßbezogen“ zusammengestellt. Sie sind wegen ihrer Brutalität gefürchtet, oft geht es den BeamtInnen – die neben dem MEK als einzige Polizeitruppe den gefährlichen Tonfa einsetzen dürfen – nicht mehr nur vorrangig darum, vermeintliche Straftäter festzusetzen. KVA