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Archiv-Artikel

Samba, Cuba Club und dicke Zigarren

Im Gelsenkirchener Wissenschaftspark gönnte sich die RAG eine rauschende Eröffnung der deutsch-kubanischen Kunstausstellung. Normale Sterbliche hatten keinen Eintritt, die Künstler blieben Staffage

Gelsenkirchen taz ■ Bereits am vergangenen Freitagnachmittag war das Gelände um den Wissenschaftspark in Gelsenkirchen abgesperrt. Drinnen wuselten Techniker am technischen Equipment der Bühne: Die ehemalige Ruhrkohle AG (RAG) präsentierte am Abend „Cuban Arts“, ihren Kunst-Event zur Ausstellung „Kuba in Gelsenkirchen“.

Ein paar hundert Auserwählte feierten dann zu karibischen Klängen, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die RAG akzeptierte nur namentliche Einladungskarten. Dafür gab es Prominenz, freie Cocktails und dicke Zigarren aus Kuba für lau. „Mit der Kunstausstellung haben wir nichts zu tun“, sagte Guido Piazza, Pressesprecher des Kohlekonzerns. Man sponsere eben nur das Eröffnungs-Event. Und so geriet die Ausstellung von fünf kubanischen und drei deutschen Künstlerinnen und Künstlern zur Nebensache, auch wenn sich Wissenschaftspark-Kurator Horst Stevenson bei seiner Rede viel Zeit nahm, die eigentliche Ursache des Abends – nämlich die Kunst – vorzustellen. Viermal im Jahr richte der Wissenschaftspark unter seiner Leitung eine Kunstausstellung aus. Einmal im Jahr sind internationale Künstler beteiligt. „Wenn wir das finanziert bekommen“, sagt Stevenson. Die acht Künstler der Kuba-Ausstellung arbeiteten jedenfalls ohne Lohn.

Seit acht Jahren bereits leistet sich die RAG Informatik so einen internen Kunst-Event zur Eröffnung. „Nur so kann ein Programm auf die Beine gestellt werden“, sagt Piazza. Wege der Offenheit und Kreativität sollen damit gegangen werden. Und so schritten viele Besucher die Bilder neben den Büro-Türen pflichtbewusst einmal ab, danach widmete man sich ausgiebig Alkohol, Zigarrenrauch und dem kubanischen Orchester „Seis del Son“, die allerdings nicht von Castros Insel, sondern aus Düsseldorf kommen. Das verriet die kubanische Konsulin Marieta Garcia Jordan, nachdem sie ein Grußwort der Republik Kuba übermittelt hatte.

„Sind doch viele Leute hier, da haben die Künstler doch auch was davon“ – erst spät am Abend kamen mühsame Erklärungsversuche aus der RAG-Geschäftsleitung für die Notwendigkeit einer geschlossenen Gesellschaft.

Draußen standen ein paar Jugendliche herum, angezogen vom hellen Licht und den karibischen Klängen. Sie hatten schwarze Kleidung an und merkwürdige Frisuren – kein geeignetes Outfit um an diesem Abend im Wissenschaftspark mit ihrem Oberbürgermeister Kunst zu genießen. PETER ORTMANN