: Irak treibt zu Suizid
US-Armee untersucht hohe Selbstmordrate unter Soldaten. Washington will UN-Sicherheitsrat neuen Entwurf für Irakresolution vorlegen
BERLIN afp/ap/dpa ■ Die US-Armee geht den Ursachen der hohen Selbstmordrate bei ihren Soldaten in Irak nach. Wie USA Today gestern berichtete, entsandte die Armeeführung dafür Psychologen in die Golfregion. Demnach nahmen sich in den vergangenen sieben Monaten 14 US-Soldaten das Leben. Ein Dutzend weiterer Todesfälle sei bisher ungeklärt und könnte ebenfalls auf Selbstmorde zurückzuführen sein, so das Magazin. Die meisten Selbstmorde fielen in die Zeit nach dem 1. Mai, als die Kampfhandlungen für beendet erklärt wurden. Depressionen, harte und gefährliche Lebensbedingungen, die lange Stationierungsdauer sowie der Zugang zu Waffen treiben die Selbstmordrate nach Expertenansicht hoch. Bisher wurden 478 US-Soldaten wegen psychischer Probleme nach Hause geschickt.
Offenbar wollen die USA dem UN-Sicherheitsrat einen neuen Entwurf für eine Irakresolution vorlegen. Der Entwurf werde von Spanien und Großbritannien unterstützt, hieß es von Diplomaten am Rande des Treffens der EU-Außenminister. Der britische Außenminister Jack Straw habe seinen Amtskollegen ohne nähere Angaben zum Inhalt versichert, dass Madrid und London versucht hätten, die Positionen ihrer EU-Partner einzubringen.
US-Soldaten sollen den Imam der größten Moschee von Falludscha festgenommen haben. Die Armee habe Scheich Dschamal Schaker Nasal und vier Studenten der Islamschule der Al-Kabir-Moschee festgenommen, teilte gestern ein Anwohner mit. Eine US-Armee-Sprecherin konnte die Festnahmen zunächst nicht bestätigen. Scheich Nasal gilt als eine der wichtigsten religiösen Persönlichkeiten in Falludscha, einer Bastion der Sunniten.
Iraks früherer Ölminister Amir Raschid soll im US-Gefangenenlager am Flughafen Bagdad einen Nervenzusammenbruch erlitten haben. Die saudische Zeitung Al Watan berichtete gestern, er sei in ein Krankenhaus gebracht worden. Raschid soll immer wieder Streit mit anderen Größen von Saddam Husseins Regime gesucht haben, u. a. mit Exministerpräsident Tarik Asis. Er habe ihnen vorgeworfen, sei seien schuld am Untergang des Regimes.