Orchideenfächer dürfen hoffen

Hochschulrat berät über Ausstattung der Universität: Senatsvorgabe über Schrumpfung der Geisteswissenschaften strittig. Uni legt eigenen Bedarfsplan vor

Ein leichtes Aufatmen ging gestern durch die Universität. Am Wochenende hatte der Hochschulrat der Uni über deren künftigen Bedarf an Fächern, Studienplätzen und Lehrstühlen debattiert, der nach den Plänen von Wissenschaftssenator Jörg Dräger bis 2012 massiv schrumpfen soll. Doch der Kahlschlag, der vor allem die Kultur-, Sprach- und Geisteswissenschaften träfe, ist im Rat offenbar nicht gewollt.

Das mächtige Gremium hatte sich am Sonntag über einen Gegenvorschlag der Uni-Leitung zur Brachialreform des parteilosen Senators gebeugt. Aber keines der beiden Konzepte überzeugte den Rat, der zu gleichen Teilen durch Behörde und Uni berufen wurde. „Wegen zusätzlichen Diskussionsbedarfs“, berichtete Uni-Sprecher Peter Wiegand gestern, vertagte die Runde ihre Entscheidung über den Ausstattungsbedarf. „Der Hochschulrat sieht die Vorgaben von Herrn Dräger nicht als verbindlich an“, so Wiegand, „aus Sicht der Uni ist das gut.“

Wie berichtet, hat das Hochschulinformationssystem (HIS) im Auftrag des Senators eine Studie über den Ausstattungsbedarf der Uni erstellt, der sich durch Drägers Hochschulreform ergibt. Den darin errechneten Abbau von Studienplätzen um 20 Prozent und von Lehrstühlen um ein Drittel will Dräger nun in seinen Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit der Uni verbriefen. Wird das HIS-Gutachten eins zu eins darin umgesetzt, trifft es vor allem die Kultur-, Sprach- und Geisteswissenschaften. Die sollen die Hälfte ihrer Professuren verlieren und ihre Studienanfängerplätze um 58 Prozent reduzieren. Den Dekanen der betroffenen Bereiche zufolge droht mindestens 30 von rund 40 Fächern das Aus.

Weil die Hochschule das verhindern will, hat sie einen Entwicklungsplan mit eigenen Zahlen aufgelegt. Darin greift sie in einen Topf aus 164 Stellen, die ihr nach Rechnung von HIS 2012 zur freien Verfügung stehen. „Wir kämpfen jetzt um die Autonomie, wie diese Stellen eingesetzt werden“, sagte Uni-Sprecher Wiegand. Einen Teil davon wolle die Hochschule verwenden, um die Geisteswissenschaften zu stützen. Dort fielen bei Halbierung der Professuren zuerst Orchideenfächer wie Indonesisch und Südseesprachen in der Orientalistik weg, die nur einen Lehrstuhl haben.

Das Stellentableau der Uni konnte indes den Hochschulrat am Sonntag nicht überzeugen. Am Ende der Sitzung forderte er das Uni-Präsidium auf, den Entwicklungsplan zu überarbeiten. „Die Mitglieder haben noch eine Reihe von Fragen an uns gestellt“, räumte Wiegand ein. Am 14. Dezember trifft sich das Gremium wieder. Eva Weikert