piwik no script img

Archiv-Artikel

kurzkritik: „La Didone“ im Theater Die Früchte des Frühbarock

Man mag es als ökonomisches Kalkül auffassen, dass die Barockoper der aktuellen Goetheplatz-Saison eine weitgehend studentisch besetzte Produktion ist. Genau dadurch jedoch hat „La Didone“ von Francesco Cavalli einen ganz anderen Charme und noch mehr musikalische Schärfe als „Fredegunda“, die auch schon beachtliche Vorgängerin der vergangenen Spielzeit.

Denn den SängerInnen der hiesigen Hochschule für Künste mangelt es zwar an vollständig ausgereiften Stimmen, dafür beherrschen sie in Gegensatz zu ihren routinierten Allround-Kollegen vom Opernensemble all die teils feinen, teils schroff anmutenden Phrasierungskniffe der frühbarocken Gesangspraxis.

Hervorragend also, dass das in Bremen schon seit Gründung der Akademie für Alte Musik vorhandene Fachwissen jetzt endlich auch mit dem Theater eine produktive Verbindung eingeht. Die Studierenden der HfK, wo seit Jahren vergeblich für die Einrichtung einer Schauspiel-Professur gekämpft wird, profitieren ihrerseits vor allem in szenischer Hinsicht: Mit Andreas Bode gerieten sie an einen Regisseur, der sie zu teils tragischen, letztlich aber immer auch komischen Figuren der Erzählung von Aeneas’ Flucht aus dem zerstörten Troja via Kathargo nach Italien macht.

Sicher, so manches wirkt overacted in dieser Inszenierung, die vehement jedwede „Altertümlichkeit“ des Werkes zu tilgen gewillt ist. Dabei sind dessen Texte von einer Emotionalität, teils sogar sexueller Direktheit, die vieles Spätere fad erscheinen lässt. Für die HfK, die auch das Instrumentalkonsort und mit Detlef Bratschke einen souverän agierenden musikalischen Leiter stellt, das Theater und das Publikum ergibt sich nichtsdestoweniger eine wiederholungsträchtige triple win-Situation.

HENNING BLEYL

Insgesamt fünf Aufführungen, bis 29.3.