: unglückliches marketing
Aufregung beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND): Die jüngste Ausgabe der Mitgliederzeitschrift BUND-Magazin nutzt auf dem Titel ein Foto, das auch die Energie Baden-Württemberg (EnBW) für den Titel einer ihrer Werbebroschüren verwendet. Skurril ist diese Konstellation vor allem deswegen, weil die EnBW mit ihrer Tochter Yello-Strom bis heute einer der ganz großen Gegner des BUND ist. Viele BUND-Mitglieder haben nicht nur in den Siebzigern gegen das Atomkraftwerk Wyhl der EnBW protestiert, sondern kämpfen noch heute gegen die Atompläne der EnBW-Mutter Électricité de France. Da ist die identische Optik schon fast der Super-GAU des Marketing. Doch so fatal der Vorfall für das Image des Umweltverbandes ist, so banal ist dessen Hintergrund. Das Bild stammt von der internationalen Fotoagentur Getty Images – und BUND wie EnBW haben unabhängig voneinander die Veröffentlichungsrechte an dem Foto erworben. Das ist gängige Praxis in der Bilderbranche, sofern man sich keine Exklusivrechte teuer erkauft. Auch erfährt kein Kunde, wer eine Fotografie bereits früher gekauft hat – „aus Gründen der Diskretion“, wie es bei Getty Images in München heißt. So konnte der BUND tatsächlich nicht wissen, dass die EnBW, die das Bild zuerst nutzte, dieses bereits gekauft hatte – es sei denn, er hätte zufällig die EnBW-Broschüre in die Hände bekommen. „Pech gehabt“, heißt es nun in der Redaktion des BUND-Magazins, während man sich um Schadensbegrenzung müht. So wird der Verband kaum umhinkommen, seinen Mitgliedern im nächsten Heft die Hintergründe des Fauxpas zu erklären. Denn Pech haben die Umweltschützer wirklich gehabt – immerhin verfügt Getty Images nach eigenen Angaben über ein Archiv von mehr als 13 Millionen Bildern. BERNWARD JANZING