: Olympisches Tri-tra-trullala
Es könnte Ironie gewesen sein. Oder doch ein gedanklicher Fauxpas, der dem Herrn Bundesinnenminister da unterlaufen war. Tief in die Schatulle gegriffen hatte Otto Schily zuvor, dabei alles in allem 308 Millionen Euro zu Tage gefördert – bestimmt als Sofortmaßnahme (bis 2005) für Olympia und verbunden mit dem wahrheitsgemäßen Hinweis, dass man für das „ehrgeizige Ziel im fairen Wettstreit mit Weltmetropolen“ eine „überragende Bewerbung mit möglichst vielen Alleinstellungsmerkmalen“ benötige. So weit, so gut, der verblüffende Schily-Satz folgte erst noch und lautete: „Mit den Maßnahmen wird die Leipziger Bewerbung noch besser aufgestellt.“
Haha! Spässle g’macht, Herr Minister! Oder doch ziemlich danebengegriffen? Fest steht: Schlechter, als sich die Leipziger Bewerbung zuletzt dargestellt hat, kann sie es kaum mehr tun. Kräftig beschädigt von Stasivorwürfen, Filz, persönlichen Eitelkeiten und nahezu unerträglicher Inkompetenz, ist das im April so strahlend gestartete Ringen um die Ringe mittlerweile zum Kasperltheater verkommen. Olympisches Tri-tra-trullala quasi. Bisher letzter Akt: Der ehemalige Wessi-Schwimmstar Michael Groß hat nun doch keine Lust, Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft zu werden und damit das Aushängeschild der Leipziger Bemühungen. „Gezielte Indiskretionen und bewusste Fehlinformationen“ macht der Ex-Albatross dafür verantwortlich. Gemäß anders lautenden Informationen hat Groß sein olympisches Wirken hingegen an die Bedingung geknüpft, sein Engagement für Leipzig nur zu 80 Prozent ausüben zu wollen, um den Rest der Zeit weiterhin seiner Frankfurter Beratungsagentur widmen zu können. 80 Prozent aber reichen nicht!
Dass diese Information direkt aus dem Bundesinnenministerium kam, ist erfreulich – und ermutigend zugleich. Zumal es auch zuvor schon eine BMI-Mitteilung war, die dem Aufsichtsrat der Olympia GmbH empfohlen hatte, das Arbeitsverhältnis mit dem von Stasi und Filz umnebelten bisherigen Geschäftsführer Dirk Thärichen zu beenden.
Otto Schily, als Bundesinnenminister erster Geldgeber des zum Großteil mit Steuergeldern subventionierten deutschen Sports und damit sein oberster Boss, hat ein längst fälliges Machtwort gesprochen. Es sollte nicht sein letztes gewesen sein.
FRANK KETTERER