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Archiv-Artikel

Giftmischerin im Austausch gegen Geisel?

Weitere Geisel im Irak enthauptet. Freilassung einer Anthrax-Produzentin zeichnet sich ab. Sarkawis Ghostwriter bei US-Angriff getötet. Südkoreanische Truppen im Nordirak stationiert. In Beirut wird Selbstmordattentat vereitelt

BAGDAD ap/dpa/taz ■ Am Mittwoch ist in Bagdad eine Leiche ohne Kopf gefunden und den US-Behörden übergeben worden. Ob es sich bei dem Toten um den US-amerikanischen Ingenieur Jack Hensley handelt, der vergangene Woche von der Islamistenorganisation Tauhid wa Dschihad entführt worden war, konnte zunächst nicht bestätigt werden. Die Geiselnehmer hatten jedoch am Dienstagabend seine Ermordung gemeldet und damit gedroht, auch die dritte Geisel in ihrer Gewalt umzubringen, den 62-jährigen Briten Kenneth Bigley.

Erst am Dienstag war die Leiche des zusammen mit Hensley entführten US-Bürgers Eugene Armstrong gefunden worden. Tauhid wa Dschihad hatte zunächst die Freilassung aller weiblichen Häftlinge in den von den US-Truppen kontrollierten Gefängnissen Abu Ghraib und Umm Kasr im Irak gefordert. Die US-Truppen hatten jedoch versichert, in den genannten Gefängnissen säßen keine Frauen ein.

Nach US-Angaben befinden sich zur Zeit zwei weibliche Gefangene im Irak in US-Gewahrsam: Rihab Raschid Taha, die unter dem Regime von Saddam Hussein biologische Waffen wie etwa Anthrax (Milzbranderreger) entwickelt haben soll, und die Biowissenschaftlerin Huda Salih Mahdi Ammasch. Laut Agenturberichten kündigte Iraks Justizministerium an, Raschid Taha werde bald freigelassen. Der BBC gegenüber erklärten US-Quellen jedoch, eine solche Freilassung stehe nicht bevor.

Bereits am vergangenen Freitag ist offenbar ein enger Mitarbeiter von Abu Mussab al-Sarkawi, dem Anführer von Tauhid wa Dschihad, einem US-Raketenangriff zum Opfer gefallen. Abu Anas al-Schami soll der religiöse Führer der Organisation und Mussab al-Sarkawis Ghostwriter gewesen sein.

Bei einem Selbstmordanschlag in Bagdad kamen am Mittwoch mindestens sechs Menschen ums Leben, 54 wurden verletzt. Bei heftigen Kämpfen zwischen US-Truppen und schiitischen Rebellen in Bagdad wurden am Mittwoch zehn Aufständische getötet und 92 verletzt. Die US-Truppen gingen im Stadtteil Sadr City mit Kampfflugzeugen und Panzern gegen Anhänger des radikalen Geistlichen Muktada al-Sadr vor.

Im Nordirak wurde nun die Stationierung von 2.800 südkoreanischen Soldaten abgeschlossen. Nach der Errichtung des Feldlagers sollen im November weitere 800 Soldaten folgen. Südkorea stellt damit das drittgrößte Truppenkontingent nach den USA und Großbritannien.

In der libanesischen Hauptstadt Beirut ist nach Geheimdienstangaben ein Selbstmordanschlag islamischer Terroristen auf die italienische Botschaft vereitelt worden. Sicherheitskräfte hätten ein mit Sprengstoff beladenes Auto nahe der diplomatischen Vertretung sichergestellt. Der Anschlag habe den Auftakt zu einer Attentatsserie im Libanon bilden sollen, bei der auch eine deutsche Diplomatin hätte getötet werden sollen. Zehn mutmaßliche Mitglieder der Terrorgruppe „Dschamaa al-Diniya“ seien bereits am vergangenen Freitag in Beirut festgenommen worden.

Der vatikanische Kardinal Angelo Sodano hat unterdessen die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung der irakischen Regierung aufgefordert. Er sagte: „Es ist wie mit einem unrechtmäßigen Kind – wenn es einmal geboren ist, muss man es erziehen und ernähren.“