Anschlag auf US-Konvoi in Gaza

Drei amerikanische Staatsbürger kommen bei einer Exlosion ums Leben. Am Vorabend hatten die USA im Sicherheitsrat ein Veto gegen einen palästinensischen Resolutionsentwurf eingelegt. Ein Untersuchungsteam des FBI reist in die Region

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Die heftige Explosion, bei der gestern drei US-Amerikaner im Gaza-Streifen getötet wurden, hat einen gut einen Meter tiefen Krater hinterlassen. Daneben das völlig zerstörte Wrack des gepanzertes Jeeps mit dem weißen Kennzeichen der Diplomaten, Blutlachen und Glassplitter. Die Explosion ereignete sich kurz nach 10.00 Uhr im nördlichen Gaza-Streifen auf der Hauptstraße Richtung Süden. Der getroffene Wagen fuhr am Ende eines Konvoys mit CIA-Angehörigen und US-amerikanischem Wachpersonal. Den Berichten zufolgen handelt es sich bei den Opfern um einen jungen Diplomaten und zwei Sicherheitsleute. Die Delegation war auf dem Weg zu einem Treffen mit palästinensischen Akademikern, die sich für ein Stipendium in den USA beworben hatten. Es handelt sich um den ersten gezielten Anschlag auf Ausländer.

Die am Straßenrand platzierte Bombe wurde vermutlich per Fernbedienung gezündet. Palästinenserpräsident Jassir Arafat und Premierminister Ahmad Kurei (Abu Ala) verurteilten den Gewaltakt. „Wir sind sehr, sehr bestürzt über das, was heute passiert ist“, kommentierte Abu Ala, der nun eine gemeinsame palästinensisch-amerikanische Untersuchungskommission einberufen will, um die Hintergründe zu klären. Das Weiße Haus signalisierte Bereitschaft und will zu diesem Zweck eine FBI-Delegation in die Region schicken. Der Anschlag könnte für die palästinensische Führung Anlass sein, nicht nur die Drahtzieher zur Verantwortung zu ziehen, sondern darüber hinaus das wiederholte Angebot Washingtons zur Kooperation im Sicherheitsbereich wahrzunehmen. Im Rahmen der Regierungsbildung in Ramallah hatte Abu Ala die „Beendigung des Chaos der Waffen“ an die oberste Stelle seiner politischen Agenda gesetzt. Problematisch ist die noch immer ungeklärte Kompetenz des Innenministers. Das palästinensische Notstandskabinett hatte am vergangenen Montag die Arbeit aufgenommen. Der umstritte Posten des Übergangs-Innenministers ging schließlich an Hakam Balawi, den Generalsekretär der Vorgängerregierung unter Machmud Abbas. Balawi gilt als enger Vertrauter Arafats.

Die Regierung in Jerusalem machte die palästinensische Führung für den Anschlag verantwortlich. Gegenüber CNN betonte Regierungssprecher Raanan Gissin die Tatsache, dass sich das Attentat in einer Region ereignete, „die zu 100 Prozent unter palästinensischer Sicherheitskontrolle steht“. Der Gewaltakt sei erneuter Beweis dafür, dass die palästinensische Führung „nicht das Geringste zur Zerschlagung der militanten Gruppen unternimmt“.

Bis zum Nachmittag hatte sich noch keine der militanten Oppositionsgruppen zu dem Anschlag bekannt. Hamas und Dschihad stritten eine Verbindung ab. Das Motiv für den Gewaltakt dürfte eine Abstimmung im UNO-Sicherheitsrats am Vorabend gewesen sein. Die USA legten ihr Veto gegen den palästinensischen Resolutionsentwurf ein, die Israel zur sofortigen Einstellung des Baus der Trennanlagen verpflichten sollte. Die Zäune, elektronischen Warnanlagen und Betonmauern werden derzeit zumeist auf palästinensischem Gebiet errichtet. Ferner protestierten die Palästinenser gegen die geplante Errichtung von weiteren 600 Wohneinheiten in jüdischen Siedlungen. Der US-amerikanische UN-Botschafter John Negroponte nannte die Resolution „nicht ausgewogen“. Die USA waren die einzige Nation, die gegen den Entwurf stimmte. Vier andere Staaten, darunter die Bundesrepublik, enthielten sich der Stimme. Die Palästinenser wollen den Resolutionsentwurf nun vor die UNO-Generalversammlung bringen.