: Unerlaubter Gruppensex im Torfhafen
Goldfische in Hülle und Fülle sollen sich in Findorffs überdimensioniertem Aquarium tummeln und prächtig vermehren. Auch auf verbotene Art und Weise. Am Montag wird dem sittenlosen Treiben ein Ende bereitet. Wer will, kann sich bedienen
Bremen taz ■ Fische satt gibt es am Montag am Findorffer Torfhafen. Umsonst. Gratis. Für lau. Allerdings eignen sie sich weniger für Forelle blau und Scholle Finkenwerder Art als zu Dekorationszwecken im heimischen Gartenteich. „Tausende von Goldfischen“, bis zu 50 Zentimeter groß, erwartet Hans-Peter Weigel vom Umweltsenator, der die Abfisch-Aktion koordiniert. „Essen würde ich die aber nicht, die haben zu viele Gräten.“ Auch die Wasserqualität spricht eher gegen die Verwendung als Speisefisch.
Raus muss das Getier, weil der Torfhafen bootsfein gemacht wird und dazu entschlammt werden muss. Am Montag beginnen die Sanierungsarbeiten, nach deren Abschluss der Torfhafen ab nächstem Sommer der Ausgangspunkt für Ausflüge ins Umland sein soll. Da der Hafen noch durch eine Spundwand vom Torfkanal am Bürgerpark getrennt ist, hat sich laut Weigel ein „überdimensioniertes Aquarium“ entwickelt. „Ich gehe davon aus, dass der Torfhafen als Winterquartier für die Teichfische genutzt wird.“ Anders als die kleinen Pfützen im Kleingarten friert der Torfhafen nicht zu und ist auch im Winter warm genug.
Warm genug für lauter kleine Nemos und andere Exoten wie Krokodile und Piranhas? Letztere sollen vor Jahren mal in der Weser am Kraftwerk herumgeschwommen sein, erzählen Angler. „Ausschließen kann man nichts“, sagt Weigel, glaubt aber eher daran, dass vor allem Gold- und andere Weißfische sich dort häuslich eingerichtet und vermehrt haben. Auch „artenübergreifend“, was die Sportfischer besonders ungern sehen.
Weil diese nicht wollen, dass die zugereisten Fische sich auch noch mit den heimischen Arten im Torfkanal anfreunden – und so eine Faunenverfälschung auch verboten ist – gibt es für die Torfhafen-Tiere nur drei Optionen. Abmurksen, aussetzen, wo sie keinen Schaden anrichten oder zu neuen Herrchen und Frauchen. Die erste Möglichkeit scheidet zwar aus, kommt aber indirekt durch die zweite Möglichkeit wieder ins Spiel. Alles, was kein Tierfreund-Herz erweichen kann, wird in die Weser umgesetzt. Dafür braucht es keine Genehmigung, versichert Weigel, die Weser sei zu groß, als dass es dort zu artenübergreifender Verpaarung in großem Stil kommen könnte. Dafür gibt es in der Weser etwas, was die Goldfische nicht gewohnt sind: Feinde in Hülle und Fülle. Besonders ungünstig: Gold ist eine schlechte Tarnfarbe, sagt Wilfried Schaefer vom Sportfischer-Verein Bremen. „Das wird sich schon von selbst erledigen.“ Eiken Bruhn
Kescher und Angel braucht niemand, das Abfischen besorgen Profis: Am Montag, 27. September, ab 14 Uhr am Torfhafen.