: SPD-Experte fordert Kotau von Mehdorn
SPD-Abgeordneter Weis nennt Mehdorn einen „Bahnchef auf Zeit“. Stolpe und Müntefering lehnen Entlassung ab
BERLIN taz/dpa/ap ■ Bahnchef Hartmut Mehdorn gerät wegen der gescheiterten Strategie zum Börsengang seines Unternehmens und wegen seines ruppigen Umgangs mit Parlamentariern immer mehr in die Kritik. „Die Tatsache, dass man im Kanzleramt die Zukunft schon ohne ihn debattiert, stempelt ihn zu einem Bahnchef auf Zeit“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Reinhard Weis, im taz-Interview. Es gebe „nur eine sehr begrenzte Chance“ für Mehdorn, Bahnchef zu bleiben, „wenn es ihm gelingt, mit einem sehr tiefen Kotau, mit einer sehr ernsten Entschuldigung sein persönliches Verhältnis zu den Kollegen zu bereinigen“. „Mehdorns Projekt, der schnelle Gang an die Börse, ist gescheitert“, ergänzte Weis. Mehdorn müsse „die ganz besondere Rolle des Parlaments“ akzeptieren: „Ohne uns gibt es keine Gesetzgebung auf dem Weg, den er möchte.“ Die Verkehrspolitiker der anderen Fraktionen fordern eine Entschuldigung.
Rückendeckung bekam der Bahnchef von SPD-Verkehrsminister Manfred Stolpe und SPD-Parteichef Franz Müntefering. Stolpe tadelte Mehdorns Verhalten gegenüber den Parlamentariern, wies aber Rücktrittsforderungen zurück. Auch die umstrittene Preiserhöhung werde das Unternehmen wohl nicht zurücknehmen. Müntefering sagte: „Die zeitgemäße Aufstellung der Bahn ist ein schwieriger Job, und Mehdorn ist der richtige Mann dafür.“ Er habe „Vertrauen verdient“. BPO
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