: Kein Wundermittel
Trübe Aussichten für Hamburgs Personal Service Agenturen, Herzstück der „Hartz“-Reformen. Studie zieht offenbar verheerende Bilanz des „Hamburger Modells“
Für Hartmut Eckert war der gestrige Tag Anlass, auf ein Instrument der Arbeitsmarktpolitik aufmerksam zu machen, das ihm am Herzen liegt. Gestern passierten zwei weitere „Hartz-Gesetze“ zur Reform des Arbeitsmarktes den Bundestag, und ein Kernstück von „Hartz I und II“ ist sein täglich Brot: Eckert führt seit September eine Personal Service Agentur (PSA) für den Bezirk Altona, eine Art vom Arbeitsamt gesponserte Zeitarbeitsfirma. 35 Bewerber hat das Arbeitsamt Altona bisher zur PSA „einfal“ nach Stellingen geschickt, noch ist keiner vermittelt. Eckert erklärt: „Viele Firmen kennen PSA nicht.“
Die PSA gelten als Herzstück der Hartz-Reformen. In Hamburg wurden seit Mai 40 solcher Zeitarbeitsfirmen gegründet, die Arbeitslose anstellen und an Unternehmen „ausleihen“. Die PSA sind den Arbeitsämtern angegliedert und werden zum Großteil von der Bundesanstalt für Arbeit finanziert. 61 Agenturen soll es Ende des Jahres in Hamburg geben, 1600 Menschen sollen sie beschäftigen.
Dafür sieht Roland Kohsiek jedoch schwarz. „Die PSA werden hoffnungslos überschätzt“, sagt der Bildungsexperte bei der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Kohsiek zufolge waren Mitte Juli 230 Menschen in einer Hamburger PSA in Lohn und Brot, davon konnten nur fünf an Firmen vermittelt werden. Bundesweit gab es bis dahin 215 Vermittlungen. Dabei verspricht die Reform, in den nächsten drei Jahren bundesweit 750.000 Menschen per PSA aus der Arbeitslosigkeit zu befreien. „Man muss dem Instrument eine Anlaufzeit geben“, mahnt Knut Böhrnsen, Sprecher des Arbeitsamtes Hamburg, der gestern keine Vermittlungszahlen nannte.
„PSA sind ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt Hildegart Börner, die das Altonaer Arbeitsamt leitet. In dem Stadtteil mit mehr als 12.000 Arbeitslosen wurden durch sechs PSA bisher gerade einmal fünf Arbeitslose vermittelt. Hartmut Eckert von „einfal“ meint: „Wir kriegen die Widrigekeiten des Arbeitsmarktes eben auch zu spüren.“
Eine verheerende Bilanz droht auch dem „Hamburger Modell“, das Arbeitgeber, die Langzeitarbeitslose einstellen, mit Geld belohnt. „Von März 2002 bis Juni 2003 gab es 1.019 bewilligte Anträge, aber nur 615 abgeschlossenen Maßnahmen“, teilte die SPD-Bürgerschaftsfraktion mit und berief sich auf eine Studie für Arbeitsamt und Wirtschaftsbehörde. Dies entspreche einer Abrecherquote von 40 Prozent. Die Quote derer, die in einen unbefristeten Job übernommen wurden, liege bei nur 19 Prozent. Ingo Egloff, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD, urteilte: „Ein miserables Ergebnis.“
Die Wirtschaftsbehörde wies den Vorwurf zurück und warf der SPD vor, die Studie falsch zu interpretieren. Sprecher Christian Saadhoff sagte: „Die SPD verdreht Zahlen, das Modell ist ein Erfolg.“ EVA WEIKERT