ürdüs wahre Kolumne
: Spirit Parcs

„Sagense mal, die Pilze, da – die sind doch bestimmt radioaktiv verseucht“ wendet sich ein wichtigtuerischer Griesgram aus dem Vollwertsortiment des Lebens an einen geschäftigen Marktständler auf dem Domshof und bekommt eine herzerquickende Antwort: „Mann, wenn es so wäre, und ich würde die Dinger hier verkaufen wollen –glaubste, du kriegst dann eine vernünftige Antwort?“

Was mögen das für Menschen sein, die sich freiwillig dem Aufruf von Senatorin Karin Röpke stellen, mit ihr und dem Musikus Joey Kelly während des Freimarktumzugs auf einem Truck in die Pedale von Spinning Bikes zu treten – ohne die geringste Chance, damit eigenständig andere Ziele zu erreichen als durchschwitzte Unterhosen? Wer sich meiner Verachtung unbedingt aussetzen möchte: Bewerbungen bei „Spirit Parcs“ unter der Bremer Rufnummer 43 40 44 4. Und wenn ihr von diesem Leidenszug auch noch Apfelessig-Kaudragees in die Menge werft, wäre das depperte Bild perfekt! Eine Notiz für das zeitgeschichtlich interessierte Kind: „Der hannoversche Rechtsanwalt und Vorsitzende der Jungsozialisten Gerhard Schröder warf Bundeskanzler Helmut Schmidt Erpressung vor. Dieser hatte gedroht, er werde die schleswig-holsteinische SPD im Landtagswahlkampf nur dann unterstützen, wenn sich die Partei in allen Punkten voll hinter seine Politik stelle.“ Die Quelle dieser erfrischenden Notiz: Schaumburger Zeitung, 15. Oktober 1978.

Wenn der mit gutem Grund und einem kargen Rest von Schamgefühl ungenannt bleiben wollende Wehrmachts-Kompaniechef aus Brandenburg spekuliert, ob der Bremer Totalverweigerer Jannes von Bestenbostel „andere anstiften oder den Märtyrer spielen will“, offenbart er damit nur die traurige Motivlage seines eigenen Berufsstandes: entweder andere in den Tod hetzen oder selbst als Held verrecken. Nicht einmal aus Todessehnsucht oder Mordlust, sondern schlichtweg auf Zuruf. „Bello, fass!“ Jawoll, Herr Oberleutnant, wauwau.

Die Position des Bundesvorsitzenden der Freien Zahnärzte auf der Bremer Tagung seines Verbandes, dass die geplante Bürgerversicherung „Kommunismus pur“ sei, wurde in meinem marxistischen Kaffeekränzchen interessiert aufgenommen und nach allen Regeln der philosophischen Dialektik diskutiert, letztendlich aber als untragbare, weil zutiefst unmaterialistische Strategie verworfen. Arbeiten wir also weiter an der Ausarbeitung der wahrhaft revolutionären Linie, ohne uns von doppelt freien Dentalarbeitern irritieren zu lassen!

Wunderhübsch, diese taznord-Schlagzeile: „Bremen investiert jetzt auch in Köpfe“. Die Ankündigung, dass nunmehr investive Mittel in Bildung und Kultur gelenkt werden statt in Stahl und Beton, das lässt mich allerdings ernsthaft bangen für die Stadtbaumeisterlein und Überseestraßenplaner dieses Gemeinwesens. Kann man ihnen nicht wenigstens einen Stabilbaukasten und ein paar Holzklötze in die Ecke geben, in die sie dann zu Recht verbannt werden? Fragt mit Blick auf den jungen Eckhoff und seine Spielgefährten besorgt

Ulrich
„Freimaak!“ Reineking