: Seilspringen fürs Personal
Sport-Studis der Uni Bremen kämpfen für ihren Studiengang. Drei Professoren für 1.000 Studierende sind ihnen zu wenig. Für das Wintersemester ist die Lehre gesichert. Doch wie geht es weiter?
taz ■ „Die Lehre im Studiengang Sport ist gesichert“, beruhigt der Sprecher der Universität Bremen, Eberhard Scholz. Diese Angabe bezieht sich allerdings zunächst nur auf das Wintersemester, denn noch ist nicht sicher, ob sich die Unileitung mit den so genannten „Lehrkräften für besondere Aufgaben“ (LfbAs) über deren Verträge einigen kann. „Es könnte perspektivisch zum Problem werden“, so Scholz. Momentan sehe es aber so aus, dass sich der Streit mit einigen Lehrkräften, die eine Höherdotierung gefordert hatten, etwas beruhigt hätte: „Die Uni hat sich auf die Leute zubewegt.“
Zum Konflikt: In den Semesterferien hatten 200 Sportstudierende mit Springseilen und Volleybällen auf dem Marktplatz für mehr Personal in ihrem Studiengang demonstriert. Die Studis hatten befürchtet, dass ein Drittel ihrer Veranstaltungen in diesem Semester ausfallen wird. Bei 19 Theorie-Veranstaltungen hatte nach Angaben des Sportstudenten Michael Mansholt noch nicht fest gestanden, wer diese unterrichten wird.
Dabei sei das Lehrpersonal in dem größten Lehramtsstudiengang der Uni jetzt schon knapp. Für 1.000 Studierende sind nur drei Professoren da – im Bundesdurchschnitt seien es mehr als doppelt so viele, so Mansholt. „Wir werden aus Pflichtveranstaltungen rausgelost, weil wir zu wenig Dozenten haben.“ Auf diese Weise würde sich das Studium bei vielen länger hinziehen.
Bisher wurde der Personalmangel dadurch aufgefangen, dass fünf LfbAs mit unbefristeten Verträgen einen Großteil der Lehrpflichten inklusive Prüfungen übernommen hatten. 28 LfbAs gibt es an der Uni, die meisten in Studiengängen wie Musik, Kunst und Sport. Laut Hochschulgesetz dürfen die besonderen Lehrkräfte eigentlich nur für die Praxisseminare und einen kleinen Teil Theorie eingesetzt werden – besondere Aufgaben eben. Doch bei den Sportlern sei das nie so gewesen, sagt Ulrich Meseck, seit 1991 LfbA im Studiengang Sport. „Reine Praxisseminare gibt es eigentlich auch nicht – wir bringen denen ja nicht einfach Schwimmen bei“, sagt Meseck. Und: „Das wurde 20 Jahre von der Uni geduldet.“
Der Grund für die fest zugedrückten Augen der Unileitung: Die LfbAs sind billige Arbeitskräfte, da sie nur nach Gehaltsstufe BAT II a bezahlt werden und rund 2.000 Euro weniger als die Profs verdienen. Gegen diese Ungleichbehandlung hatten Meseck und eine Kollegin geklagt. „Wir machen dieselbe Arbeit und manchmal mehr“, so Meseck. Sein Ziel: Eine Gehaltserhöhung um eine oder zwei Stufen. Doch das Arbeitsgericht wies Mesecks Klage zunächst ohne Begründung zurück.
Mit den Klagen sei die Uni wohl wieder aufgewacht, glaubt Meseck. Das Ergebnis: Die LfbAs müssen jetzt wieder Dienst nach Vorschrift machen, womit das Personalproblem nicht gelöst, sondern verschärft werde. „Wir wissen noch nicht, wer die Veranstaltungen machen wird“, hatte Fachbereichsdekan Jürgen Lott im Juli eingeräumt.
Die Uni löste das Problem auf ihre Weise. In diesem Semester gab es für den Studiengang Sport erstmals eine Zulassungsbeschränkung. Statt 260 Studierenden wie im letzten Jahr können jetzt nur noch knapp die Hälfte ein Sportstudium beginnen.C. Ehlers / E. Bruhn