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Archiv-Artikel

Hohes Niveau – nicht billig

Für Aufbau- und Weiterbildungsstudiengänge zahlen immer mehr Akademiker beträchtliche Gebühren. Das rechnet sich für die Hochschulen, doch die Nachfrage ist größer als das Angebot

von VOLKER ENGELS

Studieren an deutschen Hochschulen ist – bislang – gebührenfrei. Anders sieht es aus für jene, die bereits einen Abschluss in der Tasche haben und sich mit Aufbau- oder Weiterbildungsstudiengängen weiterqualifizieren wollen. Dafür greifen immer mehr Studierende tief in die eigene Tasche.

Insgesamt rund 11.000 Euro müssen Studierende berappen, wenn sie an der Berliner Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) ihren Master of Business Administration (MBA) machen wollen. 14 bis 24 Monate dauert die Ausbildung, die entweder als Vollzeit- oder als Teilzeitstudium absolviert werden kann. Voraussetzungen für die Teilnahme: ein abgeschlossenes Hochschulstudium und dreijährige Berufserfahrung.

Mit zwei kostenpflichtigen MBA-Studiengängen hat die Berliner Fachhochschule 1992 angefangen. Inzwischen bietet die FHW angehenden Managern fünf Studiengänge an, die mit jeweils maximal 25 Teilnehmern über Lernbedingungen verfügen, von denen deutsche Massenunis mit überfüllten Seminaren nur träumen können.

„Ihre Berufserfahrung bringen die Studierenden in die Seminare ein“, sagt Henriette Scharfenberg, Sprecherin der FHW. „Von diesem Erfahrungsschatz profitieren auch die Kommilitonen.“ Ziel der MBA-Studiengänge ist es unter anderem, den Studierenden das Know-how zu vermitteln, um in Unternehmen Managementaufgaben übernehmen zu können.

„Die Investition hat sich für die meisten Absolventen gelohnt“, fasst Henriette Scharfenberg die Ergebnisse einer Absolventenbefragung aus dem letzten Jahr zusammen. Denn nach dieser sehen vier von fünf Absolventen mit ihrem MBA eine Verbesserung ihrer Arbeitsmarktchancen. Der überwiegende Teil der Absolventen halte die Zusammenarbeit mit den Kommilitonen für einen Erfolgsfaktor des Studiums.

Eine weiter steigende Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten sieht auch Wolfgang Röcke, Leiter der Studierendenverwaltung der Freien Universität (FU) Berlin: „Viele, die schon einen Hochschulabschluss in der Tasche haben, wollen sich mit einer weiteren Qualifizierung von Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt absetzen.“ Diese Entwicklung schlage sich in den Bewerberzahlen nieder. „Bei den postgradualen Studienangeboten ist die Nachfrage deutlich höher als das Angebot.“ Dabei sind diese Studiengänge für die Hochschulen ein lukratives Geschäft. Die Studienkosten fallen allerdings unterschiedlich aus: Von 300 bis zu 15.000 Euro reicht die Gebührenpalette.

Die Initiative für einen neuen Aufbau- oder Weiterbildungsstudiengang geht häufig von den Hochschullehrern aus: Ein Professor oder Dozent versucht mit einer Idee die Leitung für sich zu gewinnen. Und diese Ideen kommen offensichtlich aus ganz unterschiedlichen Richtungen.

„Gleichstellungspolitisch Interessierte aller Studienfächer“ können zum Beispiel in drei Semestern Wissen und Handlungskompetenz in Fragen der Chancengleichheit erwerben, bewirbt die FU den Zusatzstudiengang Gender-Kompetenz. In Einzelfällen können aber auch Bewerber ohne Hochschulabschluss zugelassen werden. In „unterschiedlichen Praxisfeldern wie Unternehmen, Verwaltungen, Beratungseinrichtungen, im Gesundheitswesen und anderen Organisationen“ sei die Zusatzqualifikation gefragt. Mit 550 Euro Studiengebühr zuzüglich Semestergebühr ist der Studiengang, der drei Semester dauert, geradezu billig zu haben. Bei besonderen sozialen Belastungen kann die Gebühr sogar ermäßigt werden.

Gute 200 Euro mehr an Studiengebühren pro Semester müssen Interessierte am Aufbaustudiengang „Weiterbildungsmanagement“ auf den Tisch legen. Der viersemestrige Studiengang richtet sich zwar an Akademiker, kann aber auch von Praktikern mit einschlägiger vierjähriger Berufserfahrung besucht werden. Besonders für zukünftige Leiter von Weiterbildungseinrichtungen oder Dozenten in der Erwachsenenbildung soll die berufliche Qualifikation von Nutzen sein. Allerdings können so maximal 35 Studierende pro Semester höhere berufliche Weihen erlangen.

Kontakt: www.mba-berlin.de, www.fu-berlin.de/gender-kompetenz, www.wbm-berlin.de