Israel droht Islamisten im Ausland

Warnungen in Richtung Damaskus wegen angeblicher syrischer Unterstützung von Terrororganisationen. Syrische Regierung über Anschlag empört. Ägyptischer Geheimdienstchef versucht, Waffenstillstand mit Palästinensern zu vereinbaren

AUS JERUSALEMSUSANNE KNAUL

Auch einen Tag nach dem Mord an einem wichtigen Mitglied der Islamistengruppe Hamas in Damaskus will die israelische Regierung offiziell nicht die Verantwortung übernehmen. Doch besteht kaum Zweifel daran, dass Jerusalem hinter dem Anschlag steht. Führende israelische Politiker, darunter Juval Steinitz (Likud), Vorsitzender des parlamentarischen Außen- und Sicherheitsausschusses, erklärten, dass „jeder verfolgt wird, der uns (Israelis) töten will“, ob im In- oder Ausland.

Die israelische Regierung hatte vor allem nach den Attentaten Ende August in Beerschewa, bei denen insgesamt 18 Menschen starben, wiederholt Drohungen gegen im Ausland lebende Mitglieder der extremistischen Widerstandsorganisationen ausgesprochen.

Der 44-jährige Isseddin al-Scheich Chalil, der als Chef des militärischen Flügels der Hamas im Ausland gilt, war am Sonntagvormittag in unmittelbarer Nähe seines Privathauses in Damaskus mit seinem Wagen explodiert. Syriens Regierung verurteilte die Aktion auf syrischem Boden auf das Schärfste. Sie fänden gerade zu einem „Zeitpunkt [statt], an dem es internationale Bemühungen gibt, die Spannungen abzubauen“, zitierte die syrische Nachrichtenagentur Sana Stimmen aus der Regierung. Tatsächlich versucht der ägyptische Geheimdienstchef Omar Suleiman in diesen Tagen, mit den palästinensischen Fraktionen zu einer Einigung über einen Waffenstillstand zu kommen. Nach Ansicht von Seew Schiff, einem Journalisten der liberalen Tageszeitung Ha’aretz, galt die Botschaft indes nicht ausschließlich den Widerstandsorganisationen, sondern richtete sich auch „an Damaskus und der dort wachsenden Unterstützung für Terrororganisationen“.

Dass der Terror zum Teil vom Ausland aus gelenkt wird, Gegenaktionen wie die Tötung von Extremisten hingegen auf die palästinensischen Gebiete beschränkt waren, beschäftigt nach Berichten des israelischen Fernsehjournalisten Abraham Abramowitsch die Sicherheitskräfte schon seit geraumer Zeit. Abramowitsch zitierte am Sonntagabend Aufzeichnungen von abgehörten Telefonaten zwischen Hamas-Aktivisten in Gaza und Damaskus, in denen sich die Hamas in Gaza darüber beschwerte, dass „wir hier den Kopf hinhalten“, während die Aktivisten im Exil im Trockenen säßen. Angesichts des Anschlags auf Chalil kann sich ab sofort auch die Hamas in Damaskus und Beirut nicht länger sicher fühlen.