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Archiv-Artikel

Atomkraft? Keine Chance!

Weltweit werden kaum noch Atomkraftwerke gebaut. Mangelnde Rentabilität und mangelnde Kapazität kennzeichnen Atomenergie. Auch gegen den Treibhauseffekt sind Atommeiler nutzlos

BERLIN taz ■ Allen Bemühungen der Atomkraftlobby zum Trotz: Die Rolle der Atomkraft als Energielieferant wird abnehmen, so der Pariser Atomkraftspezialist Mycle Schneider. Der internationale Berater für Energie- und Atompolitik verweist auf nüchterne Zahlen. Weltweit würden kaum Atomkraftwerke gebaut, auch in den großen Energieverbrauchsländern China und USA nicht. Und der eh schon geringe Anteil der Atomkraft an der Energieerzeugung werde kaum steigen: Dagegen sprächen nicht nur mangelnde Rentabilität der großen AKW-Blöcke, sondern auch die mangelnde Kapazität der Atomindustrie. Die könne in den kommenden Jahrzehnten gar nicht genügend Meiler liefern, selbst wenn sie jetzt bestellt werden würden.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin wies gestern „das Gerede um die Atomkraft-Renaissance“ zurück. „Das ist eine alte Leier, weil der Atomlobby zur Energiepolitik nichts Neues einfällt. Nirgends, wo Marktwirtschaft und Wettbewerb auf dem Energiesektor herrschen, will jemand neue Atomkraftwerke bauen, es sei denn, der Staat deckt mit Subventionen die Risiken ab oder Großkunden garantieren feste Abnahmepreise wie in Finnland“, so Trittin zur taz.

Einige Unions-Spitzenpolitiker hatten sich kürzlich für den Neubau von Atommeilern ausgesprochen, unter anderem die Ministerpräsidenten von Hessen und Bayern, Roland Koch und Edmund Stoiber, sowie der CDU-Finanzexperte Friedrich Merz.

Was zumindest in Deutschland rapide schrumpft, ist die Know-how-Basis der Atombranche. Lothar Hahn, Geschäftsführer der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, verwies in einem Vortrag im September auf die verschwindend geringen Absolventenzahlen an den Hochschulen: Seit 1998 habe es in Deutschland gerade zwei Universitätsabsolventen in Kerntechnik gegeben – und keinen einzigen an einer Fachhochschule. Im Spitzenjahr 1993 waren es in dieser Disziplin noch insgesamt knapp 50.

Trotzdem versucht die Atomindustrie, ihre Technik wieder ins Spiel zu bringen, aktuell zum Beispiel als Rettung vor der weiteren Erwärmung der Erdatmosphäre. Dagegen startet die Anti-Atom-Organisation IPPNW zusammen mit Eurosolar heute eine Kampagne. Per Internet-Materialien in 30 Sprachen erklären sie dabei, warum auch 1.000 AKWs nichts gegen den Treibhauseffekt ausrichten könnten und noch einiges mehr.

B. STRENGE, R. METZGER

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