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Archiv-Artikel

unterm strich

Günter Grass hat wieder einmal seine schwergewichtige Nobelpreisträgerstimme erhoben. Dieses Mal zugunsten der Sinti und Roma: „Es ist ein Skandal, dass die größte Minderheit in Europa noch immer die kleinste Lobby hat“, kritisierte der 76 Jahre alte Schriftsteller und Maler am Samstag in Bad Bentheim. „Es gibt keine Sinti-Vertreter im Straßburger Parlament und auch nicht in Brüssel“, bemängelte Grass. Teilweise würden die Zigeuner bis heute wie Freiwild behandelt und immer wieder zur Anpassung genötigt: „Zu oft wird unterschlagen, was wir diesen Menschen insbesondere auf künstlerischem Gebiet alles verdanken“, zumal die Zigeuner die geborenen Europäer seien: „Sie haben Grenzen nie anerkannt, sind also grenzüberschreitend in jeder Beziehung.“ Auch hätten sie nie einen eigenen Staat verlangt, seien folglich keine Nationalisten, so Grass.

Die sorbische Volksschauspielerin Maria Ulbrich ist am Samstag in Bautzen mit dem Cicinski-Preis der Stiftung für das sorbische Volk für ihr Lebenswerk geehrt worden. Die mit 7.500 Euro dotierte Auszeichnung würdigt zudem die Verdienste der 1927 geborenen Künstlerin um Ansehen und Entwicklung der sorbischen Bühnenkunst, hieß es in der Begründung. Den mit 2.500 Euro dotierten Förderpreis nahm die sorbische Lyrikerin Mirana Zuschke für ihr Bemühen um eine moderne sorbische Sprache besonders bei Jugendlichen entgegen. Der nach dem Dichter Jakub Bart-Cicinski benannte Preis ist die höchste Auszeichnung der Sorben. Sie wird seit 1995 alle zwei Jahre an verdiente sorbische Persönlichkeiten für herausragende Leistungen in Kultur, Kunst und Wissenschaft vergeben. Die Ministerpräsidenten Sachsens und Brandenburgs übernehmen die Verleihung im Wechsel.