: Jara in dünner Luft
Trainer des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV bleibt trotz 0:4-Niederlage im Amt – zunächst
Hamburg lno/taz ■ Die Treueschwüre der sportlichen Führung kamen umgehend, doch nach der zweiten deftigen Pleite innerhalb von vier Tagen läuft die Zeit für Kurt Jara als Trainer des Hamburger SV allmählich ab. „Der missratene Saisonstart und das Aus im UEFA-Pokal sind nicht automatisch dem Trainer anzulasten. Ich gehe davon aus, dass wir mit ihm aus der schweren Phase herauskommen“, erklärte Vorstandschef Bernd Hoffmann nach dem 0:4 beim 1. FC Kaiserslautern. Obwohl der HSV-Boss Jara kein Ultimatum für das nächste Spiel gegen Schalke 04 stellen wollte, dürfte der Österreicher bei einem neuerlichen Misserfolg wohl nicht mehr im Amt zu halten sein.
„Im Moment läuft alles schief“, fluchte Teamchef Bernd Wehmeyer nach dem phasenweise desolaten Auftritt der völlig verunsicherten Mannschaft. Die Fans brachten ihren Unmut mit einem Sitzstreik zum Ausdruck und skandierten lautstark: „Wir haben die Schnauze voll.“ Der Mannschaftsbus der Hamburger konnte nur unter Polizeischutz den Lauterer Betzenberg verlassen.
Hoffmann wollte sich davon noch nicht beeindrucken lassen und antwortete so, wie man es normalerweise in solchen Situationen stets tut: „Ich habe Verständnis für den Unmut der Fans, aber wir lassen uns in unseren Entscheidungen nicht fremdbestimmen. Jara bleibt Trainer, auch wenn die schwierige Phase noch einige Wochen anhalten sollte“, sprach er sich für den Österreicher aus, ruderte wenig später allerdings schon wieder zurück: „Garantien gibt es natürlich keine.“
Jara will die Zeit bis zu seinem persönlichen Schicksalsspiel gegen Schalke 04 für intensive Einzelgespräche nutzen. „Vielleicht sind die Erwartungen der Spieler zu hoch. Wir müssen bissiger zu Werke gehen“, fordert der Coach harte Arbeit statt Schönspielerei. „Er hat unser Vertrauen. Wir haben den Eindruck, dass ihm die Mannschaft noch folgt“, erklärte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer.