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Archiv-Artikel

Mittelstand protestiert gegen Müll-Fusion

Die mittelständische Entsorgungsbranche warnt vor der Fusion des Entsorgers Rethmann mit RWE Umwelt

DÜSSELDORF taz ■ Vor einer „Gezeitenwende auf dem Recycling- und Entsorgungsmarkt“ warnte gestern im Düsseldorfer Landtag der Geschäftsführer des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse), Hans-Günter Fischer. Diese Wende trete ein, wenn die Übernahme der RWE-Entsorgungs-Tochter RWE Umwelt durch die Firma Rethmann vom Kartellamt so genehmigt werde, wie von den beiden Unternehmen geplant, sagte Fischer.

Die beiden Unternehmen hatten in der vergangenen Woche angekündigt, dass die bisherige Nummer zwei, Rethmann, den bundesweiten Marktführer RWE Umwelt zu 70 Prozent übernehmen werde, sollte das Bundeskartellamt den Verkauf genehmigen. Rethmann würde dann zum unumstrittenen Marktführer der Branche. Damit würde nach Angaben Fischers Rethmann befähigt, große Mittelständler aus ihren Märkten zu drängen. Fischer vertritt in seinem Verband bundesweit mehr als 600 Unternehmen mit rund 50.000 Beschäftigten.

Fischer forderte, bei künftigen Privatisierungen kommunaler Unternehmen Teilelemente dieser Firmen innerhalb einer öffentlichen Ausschreibung zu verkaufen. Nur auf diesem Wege könnten auch kleinere Entsorgungsunternehmen am Wettbewerb teilhaben.

Fischer warnte auch vor einer bestehenden Verflechtung von Rethmann und dem Kölner Dienstleister Interseroh. Das Recycling-Unternehmen Interseroh ist schon in Hamburg als Konkurrenz zum Dualen System Deutschland zugelassen und bewirbt sich auch in anderen Bundesländern um die Zulassung als Entsorger für Verpackungen mit dem „grünen Punkt“. Zudem ist Interseroh auf Wertstoffreceycling von Altmetall und -papier spezialisiert. Vorstandsvorsitzender des Unternehmens ist Werner Kook, der vorher seit 1983 bei Rethmann beschäftigt war. Im Jahr 2001 untersagte das Bundeskartellamt eine Übernahme der Interseroh Mehrheitsanteile durch Rethmann und zwang den Entsorger seinen Anteilsbesitz am Kölner Unternehmen auf 15 Prozent zu reduzieren.

Jetzt hoffen die Mittelständler wieder auf die Beamten des Bundes. Einerseits hofft Fischer, dass das Bundeskartellamt die Bedenken seines Verbandes ernst nimmt, andererseits forderte er gestern die Einführung einer Regulierungsbehörde für den Entsorgungsmarkt. „Wettbewerb und Preisbindung müssen effektiver kontrolliert werden“, sagte Fischer. ELMAR KOK