: Straßenkids online
Kommunikation verbessern: In Hamburg startet Deutschlands erstes Internet-Portal für Straßenkinder
Nachahmer gesucht: Das „KIDS“, die wichtigste Hamburger Anlaufstelle für Jugendliche, die vorwiegend auf der Straße leben, bietet seinen minderjährigen KlientInnen ein deutschlandweit einmaliges Angebot. Mit einem „Internet-Portal für Hamburger Straßenkids“ soll deren Medienkompetenz und ihr Kontakt zu den BetreuerInnen verbessert werden.
Die SozialarbeiterInnen können ihre schwer erreichbaren Schützlinge zukünftig über das Portal www.kids-hh.de per SMS erreichen und ihnen im Internet Informationen bereitstellen, die genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die oft obdachlosen Jugendlichen, deren Leben sich meist um Drogen und Prostitution dreht, können ihrerseits sich und ihr Leben im Internet darstellen, miteinander per „Hauspost“ kommunizieren, Artikel verfassen und Informationen – etwa ihren Lebenslauf – auf Festplatte abspeichern.
„Cool ist auch, dass ich den Betreuern anonym schreiben kann“, lobt der 17jährige Thomas Malchow*, der seit drei Jahren auf der Straße lebt, das Projekt: „Da kann man auch schon mal ’ne Frage stellen, die man sich sonst nicht getraut hätte.“
Erstaunlich: „Wir haben während unserer Planungen festgestellt, dass es ein vergleichbares Angebot nirgendwo sonst in Deutschland gibt“, berichtet KIDS-Geschäftsführer Thomas Nebel. Seit der CDU-Senat aus dem Umfeld des Hamburger Hauptbahnhofs, wo auch das KIDS beheimatet ist, zunehmend alle vertreibt, die nicht nach Fahrgästen und kaufwilligen Passanten aussehen, sind die Straßenkinder in benachbarte Stadtviertel ausgewichen und für die Einrichtung schwerer erreichbar. Da aber die meisten Jugendlichen über ein Handy verfügen, „können wir mit diesem Angebot ganz neue Betreuungsformen entwickeln“, blickt Nebel in die Zukunft.
Der Medienwissenschaftler Christoph Zeitz (www.zeitz.org), der das Internet-Portal entwickelt hat, ist ebenfalls optimistisch: „Wenn sich das bewährt, wird die Idee auch in anderen Regionen Deutschlands Schule machen“. Das Projekt sei ein Testballon für den Einsatz neuer Medien bei der Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen.Marco Carini
* Name geändert