: Immer mehr Wege führen zu Einweg
Die Pfandpflicht hat knapp zwei Jahre nach Einführung die Erwartungen nur zum Teil erfüllt. Der Anteil von Mehrwegflaschen bei Mineralwasser ist 2003 um rund zehn Prozent gefallen. Grüne sehen Erfolg in geringerer Vermüllung der Landschaft
VON MARCO LAUER
Die Mehrwegflasche entwickelt sich unabhängig aller rot-grünen Bemühungen weiter zum Ladenhüter im deutschen Einzelhandel. Besonders deutlich wird das jetzt beim Mineralwasser – bislang eine Bastion des Mehrwegs. Trotz des im Januar 2003 eingeführten Zwangspfandes auf Dosen und Einwegflaschen sei auch in dieser Sparte die so genannte Mehrwegquote im vergangenen Jahr von 69 auf 59 Prozent gefallen. Das geht aus vorläufigen Zahlen für das Jahr 2003 hervor, die der Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM) gestern veröffentlicht hat.
Ein wesentlicher Grund liegt darin, dass die Pfandregelung langsam ihre „Abschreckungsfunktion“ verliert. Zu Beginn der Maßnahme ging noch ein kollektiver Schrei der Entrüstung durch die Republik. Mittlerweile allerdings stellen die Verbraucher fest, dass das Pfand unter dem Strich nicht zur Verteuerung der Getränke führt.
Seitdem hat sich der Trend noch stärker in Richtung Einwegflasche fortgesetzt. Unterstützt wird diese Entwicklung auch von der starken Expansion der großen Discounter wie etwa Aldi und Lidl. Diese legen traditionell keinen gesteigerten Wert darauf, Mehrwegflaschen in ihrem Sortiment zu führen. Das Pfand erfüllt eine wichtige Funktion nicht, die ihm vorerst zugedacht war.
Ganz so schwarz will Antje Vogel-Sperl, abfallpolitische Sprecherin der Grünen, die Lage nicht malen. Sicherlich sei es nicht ganz im Sinne des Erfinders, dass die Mehrwegflasche weiter zurückgedrängt wurde. Andererseits: Ohne die abschreckende Wirkung des Pfandes hätte die wiederverwertbare Flasche einen deutlich rasanteren Niedergang erlebt, als es nun der Fall sei. Gleichwohl erklärte sie, dass sich die Bilanz mit einer Abgabe auf jedes Einwegsystem wesentlich besser entwickelt hätte. Diese Abgabe war von den Grünen ursprünglich auch vorgesehen. Im Jahre 2000 scheiterte sie aber am massiven Widerstand der Industrie, der dann im Bundesrat in Form des Vetos von CDU und CSU seinen politischen Niederschlag fand. „Eine hohe Abgabe hätte wahrscheinlich das Aus für Einwegsysteme bedeutet“, sagt Vogel-Sperl rückblickend.
Doch das Pfand ist nicht wirkungslos verpufft. Denn dadurch ist der schwache Kreislauf der Flaschen- und Dosenrückgabe kräftig angeregt worden. „Weniger Landschaftsvermüllung“, nennt das Vogel-Sperl. 25 Cent Pfand je Dose und Flasche erhöhen die Hemmschwelle für den Wurf aus dem Fenster.
Letztlich aber wird der Kurs vor allem über den Preis entschieden. Und der liegt bei den Einweg favorisierenden Billigketten beispielsweise beim Mineralwasser inklusive Pfand um bis zu 30 Prozent niedriger als bei der Konkurrenz, die noch dem Mehrweg den Vorzug gibt.