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Archiv-Artikel

Mit Salamitaktik gegen Altländer Obstbauern

Pistenverlängerung in Finkenwerder unnötig, soll Airbus-Manager eingeräumt haben. Senat will Widerstand spalten, so der BUND

Vertreter von Obstbau und Landwirtschaft haben gestern das Alte Land für sich reklamiert und eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Wirtschaftssenator Gunnar Uldall eingereicht (siehe Text unten). Sie wollen damit eine industrielle Zersiedlung der Dritten Meile verhindern. Wegen der geplanten Ortsumgehung Finkenwerder würden die Pachtverträge für Obstgärten nicht verlängert, was die Überlebensfähigkeit der Betriebe beeinträchtige, sagte Karl-Heinz Tiemann vom Obstbauversuchsring. Manfred Braasch vom BUND wartete mit einem neuen Beweis für die Salami-Taktik des Senats und der Firma Airbus bei der Werkserweiterung auf.

Braasch präsentierte Unterlagen aus einem Vortrag, den der Airbus-Manager Dan Cohen im Juni in Boston hielt. Dort versuchte er Vertretern der nordamerikanischen Flughäfen plausibel zu machen, dass der Airbus A380 eine kürzere Start- und Landebahn benötige als die Boeing 747. Die von der Frachtversion des A380 benötigte Startbahn ist demnach nur 50 Meter länger als die der Passagierversion, die Landebahn sogar knapp 50 Meter kürzer. Beides taugt also nicht dafür, eine zusätzliche Verlängerung der Piste um 589 Meter zu begründen, wie sie Airbus bei der Stadt Hamburg beantragt hat.

Der BUND zieht daraus den Schluss, dass Airbus von vornherein eine längere Piste benötigte, die Firma und der Senat das aber der Öffentlichkeit nicht zumuten wollten. Schließlich müssen dafür Grundstücke des Dorfes Neuenfelde gekauft oder enteignet werden. Braasch verwies auf einen Brief des heutigen Bürgermeisters Ole von Beust (CDU) aus dem Jahr 2001, in dem der damalige Oppositionschef kritisiert, dass den Anwohnern nicht von vornherein reiner Wein über die tatsächlich benötigte Piste eingeschenkt worden sei. „Es ist eine Salamitaktik, um den Widerstand zu strecken, zu spalten und die Öffentlichkeit so lange hinzuhalten wie möglich“, sagte Braasch.

Tiemann und Ulrich Harms von der Fachgruppe Obstbau im Gartenbauverband Nord schätzten, dass die Stadt 40 Pächtern Obstbauflächen direkt südlich der Alten Süderelbe gekündigt hat, dort wo die Ortsumgehung für Finkenwerder (Airbus-Trasse) gebaut werden soll. Sie kritisieren, dass jeweils die kompletten Grundstücke gekündigt wurden, obwohl die Straße nur einen kleinen Teil der lang gestreckten Gärten in Anspruch nimmt. „Man will einen Pool schaffen“, vermutete Harms. Aus diesem könnte den Eigentümern von Grundstücken, die für die Straße gebraucht werden, Ersatz angeboten werden.

Moderator Manfred Brandt warnte, in der Dritten Meile werde es keinen Obstanbau mehr geben, wenn die Senatspläne umgesetzt würden. „Es gibt eine Verpflichtung gegenüber einer Landschaft und gegenüber den Vorfahren“, redete er dem Senat ins Gewissen. Gernot Knödler