: Markerschütternd
Major-vertriebener Insider-Tipp: „Erase Errata“ gastiert morgen mit „Tussle“ im Freizeitheim Friesenstraße
Manchmal trifft es doch die Richtigen. Unter all den No-Wave-Wiedergängern haben Erase Errata aus San Francisco einen gut dotierten Vertrag mit einem Major-Vertrieb an Land gezogen. Das hat aber nicht dazu geführt, dass ihr ungebremst eckiger Freeform-Hardcore gezähmt worden wäre. Davon kann man sich am Donnerstag im Jugendhaus Friesenstraße überzeugen.
Auf ihrem neuen Album „At Crystal Palace“ agieren die vier Frauen aus der Bay Area ungestüm wie immer. Lediglich die Detail-Arbeit ist aufgrund der saubereren Produktion besser zu hören. Vielleicht beschert ihnen die gestiegene Medienpräsenz ja auch vollere Konzerte. Warum sich letztes Jahr, zumindest in Bremen, so viele dieses Ereignis entgehen ließen, bleibt ein Rätsel. Die geballte Wucht aus die Drums von Bianca Sparta, den heillos ineinander verschränkten Gitarrenlinien von Sara Jaffe, den Swing der Basslinien von Ellie Erickson und die markerschütternde Stimme von Jenny Hoyston sollte sich niemand entgehen lassen.
Als Ausgleich fürs Nervenkostüm gibt es vorneweg gepflegten Post-Rock-Dub von „Tussle“. Die kommen auch aus San Francisco, haben sich aber weniger auf die Revitalisierung verschütteter No-Wave-Ansätze spezialisiert, sondern versuchen dem Hybriden aus Post-Rock, Minimal-Elektronik und Digi-Dub neue Seiten abzugewinnen. Dafür verzichten sie auf die obligatorischen verspielt ausladenden Instrumentalpassagen und erobern dem Genre die verlorengegangene Erdung durch tonnenschwere Grooves zurück. Dieter Wiene
Erase Errata / Tussle, 23.10., Freizeitheim Friesenstraße, 21 Uhr