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Archiv-Artikel

videorekorder: radiohead, „go to sleep“

Der grau bewölkte Himmel sieht echt aus. Auch die Bewegungen der Menschen, die geschäftig durch die Straßen hetzen. Die Figuren selbst allerdings und die städtische Kulisse verdanken sich feinster Computersoftware. Genauer gesagt einem Programm, das ursprünglich für die Massenkampfszenen in „Herr der Ringe“ entwickelt wurde. Aber die britische Band ist sowieso bekannt für überdurchschnittliche Videoarbeit – wen wundert’s, dass der neue Clip zum Song „Go to Sleep“ wieder einmal die Norm sprengt. Und Häuser. Denn im Verlauf des Filmchens stürzen die monumentalen und historisch anmutenden Gebäude ein, die Passanten laufen einfach weiter. Monochromatisch trist ist die Umgebung eh. Bloß einem passt das nicht: Radiohead-Sänger Thom Yorke sitzt mitten im Spektakel auf einer Parkbank und singt sich die Verzweiflung aus der Seele. Die Stimme ist original, klar, nur Yorke selbst ist genauso animiert wie der Rest. Mit gerastertem Gesicht und Plastikstoppelhaaren. Und als er mitten im Lied besonders schimpft („We don’t wanna wake the monster“), vielleicht über die Globalisierung, vielleicht über die Einsamkeit, da richten sich die Häuser plötzlich alle wieder auf. Nur dass aus den herrschaftlichen Bauwerken nun moderne Wolkenkratzer mit kühlen Fassaden werden. Und zum Schluss wogt wieder dieselbe Rose im Bild wie zu Beginn, der einzige Farbtupfer im Ganzen. Schaut man das Video rückwärts, dann stellt sich heraus, dass es von vorne genauso wie von hinten ist. Es ist die „ewige Wiederkehr des Gleichen“ – jetzt sind sie also bei Nietzsche angelangt, die Kunstrocker. JUTTA HEESS