: Unsicherheit wegen Sicherheitsbedenken
„Sicherheitsbedenken“ gegen Hausaufgabenhilfe für Kinder der Kuba-Moschee werden zur Hängepartie. Entgegen allen Gerüchten hat der Verfassungsschutz damit nichts zu tun. Die Sozialbehörde betont: Das Geld kommt
Bremen taz ■ In Hemelingen zweifelt kaum jemand daran, dass der Verfassungsschutz die Hausaufgabenhilfe für Kinder in der Kuba-Moschee ausgebremst habe. Denn das Gebetshaus mit rund 120 Mitgliedern ist der Islamischen Gemeinschaft Milli Görus verbunden, die Staatsschützer seit Jahren beobachten. Als nun der Elternverein dieser Moschee Geld für Hausaufgabenhilfe beantragte, kamen bei der öffentlichen Sitzung des Hemelinger WIN-Forums im Juni Fragen auf. Doch schließlich stimmten die rund 40 Anwesenden einmütig zu: Aus dem Topf für soziale Stadtentwicklung solle der Elternverein rund 4.200 Euro bekommen.
Statt des Geldes kam nur ein Brief. Darin übermittelte die WIN-Geschäftsführung „Sicherheitsbedenken“ – als Folge einer entsprechenden Email aus dem Sozialressort. Seit die „Sicherheitsbedenken“ auf dem letzten WIN-Forum Anfang September öffentlich vorgetragen wurden, kochen die Gerüchte im Stadtteil. Es kursiert die Frage: Arbeiten Verfassungsfeinde mit dem WIN-Forum zusammen? Oder mit dem Bürgerhaus Hemelingen? Denn nur die Moschee-Kinder dürfen die Hausaufgabenhilfe erhalten – so will es die behördliche Auflage, die aus „Sicherheitsbedenken“ erfolgte.
„Diese Sicherheitsbedenken haben in der Moschee große Unsicherheit verursacht“, berichten Beobachter. Die Muslime bekamen – „wegen dieser etwas unglücklichen Formulierung“, wie es allenthalben heißt. nämlich Angst um die eigene Sicherheit. Erst Nachfragen erbrachten: Gemeint war, die Moschee stelle eine Gefährdung dar.
„Das sind ganz normale Kinder mit ganz normalen Schulproblemen“, ist unterdessen die eigens für dieses Projekt angeworbene Nachhilfelehrerin Heike Germann erschrocken. Die Ingenieurin und erfahrene Nachhilfelehrerin hatte vom Hausaufgabenhilfe-Bedarf durch die Bremer Internetseite www.bremen.de erfahren – und vom Elternverein als eine unter 25 BewerberInnen den Zuschlag bekommen. „Es läuft sehr gut“, freut sie sich. „Einer der Jungen schreibt jetzt nur noch Einsen.“ Dass diese junge Frau – Tochter einer eingesessenen Hemelinger Familie und selbst Mutter – indirekt nun auch mit nicht näher begründeten Sicherheitszweifeln in Verbindung gebracht wird, lässt manche Beobachter energisch die Köpfe schütteln.
Auch der Elternverein der Moschee sieht inzwischen die Erfolge des Unterrichts und würde die Hausaufgabenangebote gern erweitern. Doch mit einem erneuten Antrag auf rund 1.000 Euro ist der Verein im WIN-Forum im September abgeblitzt. „Das wurde vertagt, bis alle Bedenken geklärt sind“, sagt Ortsamtsleiter Ullrich Höft. Er selbst hat wie viele andere im Ortsteil keine Zweifel: „Diese Sicherheitsbedenken können ja nur vom Verfassungsschutz stammen.“ Die Staatsschützer überrascht das, denn dort ist keine Anfrage eingegangen.
In der Moschee herrscht derweil Schweigen. Der Gemeindevorsitzende fürchtet, jede Äußerung werde „nur Missverständnisse bringen“, deren Folgen die Kinder trügen, wenn die Nachhilfe ausfiele. „So lange es keinen Bescheid von der Behörde gibt, sage ich kein Wort.“ Auch über Raumnot im Hemelinger Bürgerhaus will er nicht reden – obwohl diese der Hausaufgabenhilfe Grenzen zu setzen droht. „Wir sind dicht belegt“, bestätigt Geschäftsführer Wilfried Mammes. Aber das Bürgerhaus schreibe Interkulturelles und Integration groß. „Bislang klappt es.“
In der Sozialbehörde gilt die ganze Sache derweil als geklärt. „Es hat Bedenken gegeben“, bestätigt Sprecherin Heidrun Ide auf taz-Anfrage. Diese seien aber ausgeräumt worden. Das Geld sei bewilligt. Bekannt sei auch, dass das Innenressort Bedenken geäußert habe. Dessen Sprecher erklärt: „Mit dem konkreten Antrag waren wir nicht befasst.“ Im Verfassungsschutzbericht werde die Kuba-Moschee aber als „Ort der besonderen Gefahrenlage“ eingeschätzt. Zu entscheiden habe jedoch die Antragsbehörde – also Soziales.
Dass man dort zugestimmt hat, weiß in der Moschee niemand. „Ich habe nichts schriftlich“, sagt der Vorsitzende. Man warte seit Juni. ede