: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Lindenberg, Rakete & Co haben ganz Recht: Um den musikalischen Mittelstand in Deutschland gegen die Übermacht internationaler Konzerne zu schützen, braucht es eine Quote! Vorschlag: Fünf Prozent aller Titel müssen türkisch sein
taz: Was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Die Allparteienbesserwisserei zur Deutung der letzten Wahlen.
Was wird besser in dieser?
Die spannende Debatte um EU-Beitritt der Türkei.
Was ist daran so spannend?
Die Frage, ob es die Union auch an dieser Stelle zerlegt.
A propos Union: Die will, laut Leitantrag für den Parteitag, den Kündigungsschutz lockern, um Einstellungen zu erleichtern. Ist das sinnvoll?
Klar, wenn CDU und CSU neben den Inhalten auch an den Wahlergebnissen der FDP interessiert sind. In der Sache ist es ein neoliberaler Popanz an der Stange: Wer binnen der längst möglichen langen Probezeiten – 6 Monate – nicht rauskriegt, ob der neue Mitarbeiter taugt, dem ist auch mit schärferen Gesetzen nicht zu helfen. Und Jobs, die so kurzfristig entstünden, gingen halt bei Zeitarbeitsunternehmen verloren, die die Bedarfsspitzen bisher decken.
Nach den Niederlagen in Sachsen und Brandenburg sieht man plötzlich wieder, wie fragil die Machtposition von Merkel ist. Wird sie die Kämpfe in der Union so souverän überstehen wie bisher? Oder war ihr Aufstieg doch nur im Windschatten der rot-grünen Dauerkrise möglich?
In Sachsen wie Brandenburg regiert die Union weiter und weiter mit. Wo ist bitte Merkels Niederlage? Es erinnert doch leider mehr an die Trümmerfrauen, die zurück zu KinderKücheKirche sollten, nachdem sie das zerbombte Land aufgeräumt hatten wie Merkel die Nach-Kohl-CDU.
Karstadt saniert – auf Kosten der Angestellten und der Innenstädte. Kann, soll Schröder versuchen politisch einzugreifen? Oder ist Wirtschaft halt ein Subsystem, in dem Politik – siehe Holzmann – höchstens mit viel Geld verzögern kann, was ohnehin passiert?
Die klassische sozialdemokratische Argumentation, dass Kaufkraft in der Hand des kleinen Mannes für die ganze Wirtschaft nützlich ist, könnte nicht besser belegt werden: Die Senkung des Spitzensteuersatzes hat die Milliardäre nicht wirklich zu Karstadt getrieben. Politisches Einwirken auf Filialschließungen wäre also gerade aus SPD-Sicht Rumdoktern an Symptomen.
Am Freitag wird der Friedensnobelpreis verliehen. Wer bekommt ihn? Und wer sollte ihn bekommen?
Gemein: Während die werte Leserschaft diese Prognose liest, wird die tatsächliche Nominierung schon im Radio bekannt gegeben! Aber, na gut. Ich sage: Verdient hat ihn, und weil die Jury Bush im Wahlkampf ärgern möchte bekommt ihn auch: UN-Waffenkontrolleur Hans Blix.
Deutsche Pop-Musiker wollen eine Deutsch-Quote im Radio. Ist das legitime kulturelle Notwehr oder reaktionäre Deutschtümelei?
Dass in Deutschland hergestellte Musik weltweit Avantgarde war – von den Comedian Harmonists bis Brecht/Weill – ist mit einer eher drastischen Deutsch-Quote beendet worden. Peter Maffay und Jim Rakete können gewiss nichts dafür: eine ganze Generation großer Künstler wurde ermordet und vertrieben. Aber daraus zu lernen hieße heute eher zu fordern, dass fünf Prozent aller Titel im deutschen Radio türkisch sein müssten. Soweit die Idee der Mittelstandsförderung gegen die Übermacht internationaler Konzerne dahinter steckt, kann ich mich trotzdem ein bisschen erwärmen dafür, hier hergestelltes Zeug nicht zu benachteiligen.
Die Zeitungsverleger wollen, dass in der Schule Zeitung gelesen wird. Würde das der Aufklärung dienen? Oder ist das, wie die deutsche Popmusiker-Initiative, eher ein autoritär-pädagogischer Versuch, durchzudrücken, was nicht gewollt wird?
Mir wurscht, die Ideologiefrage. Im Unterricht Zeitungen zu besprechen finde ich gut.
Und was macht Borussia Dortmund?
Keine Lust mehr, hier immer rumzunörgeln. Kann ich mal vier Wochen Fragen zu Bochum haben? FRAGEN: SR