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Archiv-Artikel

Chor der Populisten

Politischer Streit um SPD-Kritik an angeblich fehlender Polizeipräsenz in Blankeneser Mordnacht

Auf seinen sozialdemokratischen Gegenspieler ist der innenpolitische Sprecher der CDU, Christoph Ahlhaus, nicht gut zu sprechen. „Unverantwortliche Panikmache“, so Ahlhaus, betreibe der SPD-Sicherheitsexperte Andreas Dressel, wenn er „angebliche Stellenstreichungen des Senats für einen Mord“ in Blankenese verantwortlich mache. Es sei „abstoßend“, so Ahlhaus, dass Dressel nicht „davor zurückschreckt, sich auf Kosten des Mordopfers und der Hinterbliebenen zu profilieren“.

Nachdem am frühen Freitag Morgen in Blankenese ein Makler von einem Einbrecher erschossen worden war, witterte Dressel gestern die „polizeiliche Entblößung“ des Villen-Stadtteils, da in der Tatnacht mehrere Zivilstreifen ins benachbarte Osdorf zur Beobachtung rivalisierender Jugendgangs abgezogen worden waren. Es sei „eine Bankrotterklärung des Innensenators“, bellte Dressel, wenn bei einem solchen Schwerpunkteinsatz „ganze Stadtviertel den Verbrechern preisgegeben“ würden. Auch der Hamburger Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lenders, klagte gestern darüber, „wie dünn die Personaldecke“ bei den Beamten sei.

Polizei und Innenbehörde wiesen diese Kritik prompt zurück. Trotz des Abzugs einiger Zivilfahnder nach Osdorf hätten in Blankenese „ausreichend andere Polizeikräfte zur Verfügung“ gestanden, betont Polizeisprecher Ralf Meyer. Behördensprecher Marco Haase angriffslustig: „Herr Dressel benutzt eine schreckliche Straftat, um unter den Bürgern Ängste zu schüren“. CDU-Ahlhaus warnte in diesem Zusammenhang „die SPD ausdrücklich davor, jede Straftat politisch zu instrumentalisieren“.

Denn das, so ist man geneigt nach den Erfahrungen der vergangenen Bürgerschaftswahlkämpfe hinzuzufügen, ist mit Sicherheit nur die Aufgabe der CDU. Das Lied von der Hauptstadt des Verbrechens steht beim Chor der Populisten weiterhin auf Platz 1 der Charts: Gesungen wird der eingängige Text des mehrstimmigen Kanons seit der Wahl lediglich mit vertauschten Rollen. Marco Carini