piwik no script img

Archiv-Artikel

Einfach nur dem Grundsatz gehorchend

Musical-Mitarbeiter vertreiben Theaterwerber. Laut HVG hat das nichts mit der Konkurrenzsituation zu tun

Von bes

Bremen taz ■ Es sei „eine einmalige Angelegenheit gewesen“, über die man „intern gesprochen“ habe, sagt der Sprecher der Hanseatischen Veranstaltungs Gesellschaft (HVG). „Keinesfalls“, so Thorsten Haar weiter, sei’s die „Folge der besonderen Konkurrenzsituation“ und keinesfalls habe es sich „um einen Affront gegen das Bremer Theater gehandelt“. Und alles in allem sei es doch eher eine Lappalie.

Tatsächlich hat der Zwischenfall den Rang eines Kuriosums: Im Anschluss an die „West Side-Story“-Aufführungen im Musicaltheater hatten Honorarkräfte Werbeflyer verteilt. Für „Kiss Me Kate“. Das scheint zielgerichtet: Wer Bernsteins Erfolgsmusical goutiert, mag wahrscheinlich auch Cole Porters Broadway-Renner. Noch dazu, wo der doch auch in Bremen läuft. Allerdings nicht mehr im Richtweg. Sondern eben im frisch renovierten Haus am Goetheplatz, dessen Betreiber das Bremer Theater ist. Und nicht die HVG.

Dann griff das Musical-Personal ein: Die Zettelverteilerinnnen mussten gehen. Bei der HVG spricht man davon, „dass sie gebeten wurden, wegzugehen“. Aus Sicht des Theaters war der Umgangston ein anderer: „Auf eine recht rüde Art“, so dessen Sprecherin, seien „die Damen vertrieben worden“. Generalintendant Klaus Pierwoß hat daraufhin HVG-Geschäftsführer Claus Kleyboldt einen Brief geschrieben. Eine Antwort gab’s bislang nicht. Dafür aber habe sich der Vorgang wiederholt, so die Theater-Sprecherin.

„Ich finde das kleinkariert“, bewertet Pierwoß die Anti-Flyer-Attacke. In der nach ihm benannten Kneipe ,Zum dicken Klaus‘ läge ja genauso Evita-Werbung. „Das verbiet’ ich ja auch nicht.“ Und findet, „die Propagandisten der freien Marktwirtschaft dürften diese nicht unterminieren.“ Zu hoch hängen möchte er die Sache aber nicht.

So ähnlich sieht’s auch Karin Krusche: Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen hat mittlerweile beim Senat nachgefragt, was die Chose zu bedeuten habe und auf wessen Veranlassung sie erfolgt sei. Sie finde es „absurd, wenn man sich da als Gegner aufführt“, sagt sie. Wirkt, als wär man beim Musical nervös, oder? „Ja“, so Krusche, „das tut es allerdings.“

„Noch einmal: Es war eine einmalige, unbedeutende Aktion“, antwortet Thorsten Haar. „Dem Grundsatz gehorchend“ hätten die Musical-Mitarbeiter so gehandelt, denn „generell haben sie Anweisung, solche Verteilaktionen nicht zu dulden“. Wegen der Verunreinigung nämlich. „Das hat nichts mit der Bewerbersituation zu tun.“ bes