unverbremt : Von Werbung und Mitglieder-Klassen
An ihrer Werbung werdet Ihr sie erkennen: Dieser quasi-biblische Ausspruch trifft besonders auf das Goetheplatz-Theater zu. Wer wissen will, welche „neuen Publikumsschichten“ die derzeitige Führung des Hauses anlocken will, kann diese anhand des Spielzeithefts 09 / 10 verorten: zwischen der Modemarke Frank Walder, der Bremer Heimstiftung („exklusive Stiftungsresidenzen“) und dem Raumfahrt- und Rüstungsriesen OHB.
Gut: Das ist nicht wirklich neu. Umso innovativer erscheint hingegen, dass Norbert Schmelzle, oberster Wirtschaftsvertreter im Theater, sein Spielzeit-Vorwort als „Präsident des Internationalen Kulturforums Berlin“ (IKTB) unterzeichnet. Eine rasante Ausweitung des Wirkungsfeldes. Aber wer weiß, was der Intendant noch alles in petto hat?
Die Angebote des „richtigen“ IKTB, bei dem das „B“ bescheiden für Bremen steht, haben im Hochglanzheft dafür viel Platz: Wer per Mitgliedschaft „Kultursponsor auf höchstem Niveau“ werden wolle sei eingeladen, „in unseren verschiedenen Zirkeln von attraktiven Leistungen zu profitieren“. Von welchen genau, bleibt dem profanen Durchschnittsleser allerdings verborgen: „Wir würden sie Ihnen gern in einem persönlichen Gespräch vorstellen.“ Immerhin lassen sich vier Mitglieder-Sorten ausmachen: Außerordentliche, Fördernde, Ordentliche und Konstituierende. Dazu Vorstand, Präsidium, Kuratorium – wenn da nicht für jeden Geschmack und Geldbeutel was dabei ist!
Umso übersichtlicher präsentieren sich die seit 30 Jahren rührigen „Theaterfreunde“ auf ihrem halben Seitchen. Wem weder Spielzeit-Vorwort noch Homepage-Link zugestanden wird, der hat wenigstens den Vorteil des schlicht-sympathischen Auftritts. HB