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Archiv-Artikel

Flierl packt Daumenschrauben aus

Wissenschaftssenator Flierl legt konkrete Sparvorgaben für die drei Berliner Unis vor. Die TU verliert am meisten und kündigt Widerstand an. FU und HU schauen eher nach vorn

Die Sparpläne für die Unis werden konkret. Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) legte den drei Berliner Universitäten gestern einen detaillierten Plan vor, wie sich die bereits beschlossenen Subventionskürzungen auf die drei Unis verteilen. Zwischen 2006 und 2009 müssen die drei Unis zusammen mit 75 Millionen Euro weniger auskommen; der größte Sparbrocken fällt dabei auf die Technische Universität.

Zurzeit erhalten die Berliner Unis jährlich rund 920 Millionen Euro vom Land, mittelfristig ist eine Subventionshöhe von 870 Millionen Euro geplant. Nach Fliers Ansicht sind damit 85.000 Studienplätze in der Hauptstadt, die weit über den eigenen Bedarf ausbildet, finanzierbar. Berlin ist mit über 40 Milliarden Euro verschuldet und muss jedes Jahr neue Milliardenkredite aufnehmen, um die laufenden Ausgaben zu finanzieren.

Konkret sehen Flierls Sparvorgaben so aus: Die Technische Universität (TU) erhält 29,3 Millionen Euro weniger, die Freie Universität (FU) 22,9 Millionen und die Humboldt-Uni (HU) 22,8 Millionen. Flierl fordert nun Strukturplanungen der Unis. „Nur durch eine hochschulübergreifende, gemeinsame Betrachtung der Strukturen können Lösungen gefunden werden, die die Attraktivität Berlins als Wissenschaftsstandort nicht beschädigen.“ Strukturelle Veränderungen dürften wohl bedeuten, dass einzelne Bereiche, die es an mehreren Unis gibt, komplett wegfallen. Bis Mitte nächsten Jahres sollen die Unis ihre Vorschläge machen.

Die HU ist damit bereits am weitesten vorgeprescht und sah sich gestern darin bestätigt. „Wir haben immer mit dem worst case gerechnet, der ist jetzt eingetreten“, so eine HU-Sprecherin. Als Konsequenz aus den Kürzungen ist die Schließung der landwirtschaftlichen Fakultät und des Instituts für Bibliothekswissenschaften geplant. Zudem sollen 90 Professuren wegfallen, statt 16.000 nur 13.000 Studienplätze ausfinanziert werden.

Verärgert reagierte die TU: Mit der Vorgabe ruiniere der Wissenschaftssenator nicht nur die TU Berlin, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft der Stadt, so TU-Präsident Kurt Kutzler. Dagegen werde er vorgehen. In Betracht kämen ein Einstellungsstopp und die Verschärfung der Zugangsvoraussetzung NC.

FU-Präsident Dieter Lenzen begrüßte gestern hingegen, dass nun eine Planungsbasis geschaffen sei. „Wir müssen jetzt nach vorne schauen.“ Die Sparvorgaben bedeuteten den Wegfall von rund 80 Professuren. „Ich möchte aber die Schließung eines Fachbereiches vermeiden.“ Der Wegfall einzelner Fächer sei ein anderes Thema. Die Uni müsse sich überlegen, in welchen Fächern sie eine Grundversorgung und in welchen sie eine ausgebaute Versorgung anbiete. In Kooperation mit der HU habe es solche Bereinigungen längst gegeben. RICHARD ROTHER