: Abspülen ist einfacher
Für Ex- und Hopp gibt es trotz Recyclings keine Rechtfertigung: Warum Mehrwegflaschen der Umwelt weniger schaden als die 7,5 Milliarden Getränkedosen, die jährlich in der Tonne landen
von GERNOT KNÖDLER
So heftig die Verpackungsindustrie und Teile des Großhandels das Dosenpfand bekämpfen – an seiner Durchsetzung führt aus Umweltsicht kein Weg vorbei. Das zeigt die jüngste, 2002 vorgestellte Ökobilanz des Umweltbundesamtes, und es wird deutlich, wenn man vergleicht, wie die beiden Recycling-Kreisläufe funktionieren.
Nach Angaben des Bundesumweltamtes waren von 15 Millionen Tonnen Verpackungsabfällen im Jahr 2000 in Deutschland 2,3 Millionen Tonnen Getränkeverpackungen. 11,6 von 36,6 Milliarden Litern Getränke wurden in Einwegverpackungen abgefüllt: Flaschen aus Glas oder Plastik, Verbundkartons, Schläuche und zwei Milliarden Liter in Dosen. 2002 sind nach Auskunft des Dosen-Herstellers Ball in Deutschland 7,5 Milliarden Getränkedosen verkauft worden. 80 Prozent davon wurden recycelt.
Zehn Prozent der in Deutschland verbrauchten Getränkedosen bestehen ganz aus Aluminium, der große Rest aus Weißblech mit einem Deckel aus Aluminium. Das weichere Metall erleichtert das Öffnen. Die Wände aus Weißblech, kalt gewalztem Stahlblech, sind etwa 0,065 Millimeter dick. Dass sie von der Kohlensäure im Bier oder der Limonade angefressen werden, verhindert eine hauchdünne Zinnschicht.
Ein Magnet trennt Weißblech vom Restmüll
Der Vorteil von Weißblechdosen beim Recycling ist, dass sie sich mit einem Magneten leicht aus dem übrigen Müll herausfischen lassen. Sie werden zu normierten Blöcken gepresst und im Stahlwerk bei 1.600 Grad Celsius eingeschmolzen. Die aufgedruckte Farbe und der Aluminium-Deckel werden dabei verbrannt. Die dabei frei werdende Energie hilft beim Schmelzen des übrigen beigemischten Stahlschrotts.
Das geschmolzene Metall wird zu großen Blöcken, so genannten Brammen, gegossen. Auf dem Weg zu einer neuen Dose werden sie zunächst warm, danach kalt zu langen Blechen von gut zwei Millimetern Dicke gewalzt werden. Diese werden verzinnt, zu Dosen ausgezogen und nach Füllung mit einem neuen Aludeckel versehen.
Wesentlich simpler gestaltet sich der Kreislauf bei Pfandflaschen. Aus Glas können sie bis zu 50-mal wiederverwendet werden, bevor sie zerstoßen, eingeschmolzen und zu neuen Flaschen verarbeitet werden. Großhändler sammeln die Flaschen in den Läden ein und bringen sie nach Typen sortiert in die Abfüllbetriebe, etwa Brauereien, zurück. Dort werden die Flaschen von Automaten aus den Kästen geholt, von Mensch und Maschine auf Schäden überprüft. Fremdkörper, wie zum Beispiel zerdrückte Kronkorken, werden von Hand herausgeschüttelt. Das Spektakulärste, was er in seiner Zeit bei einer Brauerei einmal in einer Flasche gefunden habe, sei eine Spitzmaus gewesen, sagt Günther Guder vom Bundesverband des deutschen Getränkefachgroßhandels.
Treibhauseffekt durch Wegwerf-Zyklen
Auf einem Transportband werden die Flaschen weiter in eine Spülmaschine gefahren, die sie eine Stunde lang bearbeitet. Moderne Anlagen recycelten die Waschlauge und verfügten über eine Wärmerückgewinnung, versichert Guder. Automatisch befüllt landen die Flaschen danach wieder im Kasten und gehen per Laster zurück in den Handel. Schon allein deshalb, weil Mehrweg-Flaschen meist nur regional ausgeliefert würden, seien sie besser für die Umwelt, meint der BUND.
Die Öko-Bilanz der beiden Systeme ist angesichts dieser Kreisläufe nicht weiter verblüffend: „Glas-Einweg-Systeme sowie Getränkedosen-Systeme aus Weißblech und Aluminium zeigen gegenüber vergleichbaren Mehrwegsystemen deutliche Umwelt-Nachteile“, heißt es in einem Hintergrundpapier des Bundesumweltamtes. Entscheidend dabei sei, dass die Wegwerf-Zyklen mehr Ressourcen beanspruchten, den Treibhauseffekt verstärkten und die Böden versauerten.
Glas-Mehrwegsysteme und Getränkekartons seien dagegen im Wesentlichen als ökologisch gleichwertig zu betrachten. Im Umweltvergleich zwischen Glas- und Plastik(PET)-Mehrwegflaschen trügen die Plastikflaschen eindeutig den Sieg davon.