WM macht Fans Sorgen

Konferenz der Fan-Projekte gegen Pläne für die Fußball WM 2006: „Wir wollen Integration, keine Ausgrenzung“

BIELEFELD taz ■ Franz Beckerbauer formuliert es meist so: Wenn die Welt ab dem 9. Juni 2006 auf Deutschland blickt, will sich das Land von seiner freundlichsten Seite präsentieren. Die Fußballfans sollen die Weltmeisterschaft feiern, sich aber ja keine imageschädigenden Schlachten untereinander oder mit der Polizei liefern. Wie eine nette WM aussehen kann, darüber machen sich Kommunen, Polizei und DFB schon jetzt Gedanken. Eine wichtige Rolle übernehmen die lokalen Fan-Projekte, die sich gestern zu ihrer Jahrestagung in Bielefeld trafen.

Die Fan-Projekte sehen sich als Sprachrohr für die „echten Fans“: Jugendliche, für die Fußball mehr bedeutet als 90 Minuten zu einem Spiel zu gehen. Dieser Gruppe droht aber eine WM vorm Fernseher, da das Kontingent von rund 4.000 frei verkäuflichen Karten pro Spiel übers Internet veräußert werden soll, zahlbar nur mit Kreditkarte. Bei den Fanprojekten sorgt dieses Gedankenmodell des Organisationskomitees für Unbehagen. Sprecher Ralf Busch: „Wir wollen keine Ausgrenzung von bestimmten Fan-Gruppen, sondern eine Integration.“

Und die soll schon vor den Stadien beginnen. Wie die EM in Portugal gezeigt hat, wird eine friedliche Stimmung nicht durch strikte Trennung, sondern durch ein kommunikatives Miteinander geschaffen. „Das Aufstellen von Großbildleinwänden reiche da nicht aus“, sagt Busch und nennt als vertrauensfördernde Maßnahmen Events wie Konzerte und Street-Soccer-Turniere.

Im WM-Spielort Dortmund wurde das örtliche Fan-Projekt bereits aufgefordert, Konzepte zu erarbeiten. Mitarbeiter Thilo Danielsmeyer sieht ein großes Problem auf die Städte zukommen. Da sich Sponsoren nicht nur die Exklusivrechte für die Stadien, sondern vermehrt auch für Plätze in den Innenstädten sichern, bleibe die lokale Gastronomie als potenzieller Geldgeber für ein adäquates Kulturprogramm außen vor. Zudem böten Hauptsponsoren wie McDonalds den Fußballfans nicht unbedingt das, „was sie eigentlich gewohnt sind“. CARSTEN BIERMANN