: Verordnetes Glück vom Amt
Sozialarbeiter erklären Kontaktpolizisten, wie man auch in Familien mit Schulschwänzern und Straftätern immer noch etwas positives entdecken kann
Bremen taz ■ Als sie das erste Mal bei der Familie zu Besuch gewesen sei, erzählt Ingrid Heitmann vom Bremer Amt für Soziale Dienste, hätte man nur auf einer Umzugskiste oder einem Computermonitor sitzen können. Ansonsten nur Müll und Chaos in der Wohnung, soweit das Auge reichte. „Heute komme ich richtig gerne dorthin“, so die Mitarbeiterin des Fachdienstes Aufsuchende Familienberatung gestern auf einer Fachtagung von Kontaktpolizisten (KOPs) .
KOPs – das sind Beamte, die den Menschen das Gefühl vermitteln sollen, die Polizei sei immer für sie da. Sie sind jeweils für ein bestimmtes Stadtgebiet zuständig und sollen dort weniger Repression ausüben als vielmehr den Ortsunkundigen den Weg weisen, Opfer betreuen und bei Streitigkeiten vermitteln. Sie kümmern sich aber auch um Familien mit verwahrlosten Kindern, jugendlichen Straftätern oder Schulschwänzern. Vor allem diese Klientel betreuen auch Ingrid Heitmann und ihre sieben KollegInnen. Rund 100 KOPs aus Bremen, Bremerhaven und Niedersachsen hatten sich versammelt, um ihre Erfahrungen mit den Sozialarbeitern auszutauschen. „Schließlich arbeiten wir mit den gleichen Leuten zusammen“, so Heitmann.
„Wir machen die Arbeit an der Basis, „dort, wo gerade keine ganz akute Krise herrscht“. Gerufen werden sie nicht von den Familien selbst, sondern von den vor Ort zuständigen Sozialarbeitern. Ihre Beratung in den Familien ist dabei keineswegs eine freiwillige – sondern eine vom Amt verordnete. Sie soll verhindern, das die Gerichte eingeschaltet werden müssen.
Dennoch funktioniere diese Beratung, betont Heitmann – und verweist darauf, dass es in drei Jahren aufsuchender Familienberatung nur wenig Fälle gegeben habe, in denen Familien sich dem Kontakt völlig verweigert hätten. „Wir wühlen nicht nicht nur in den Problemen, sondern fangen zuerst bei dem an, was noch funktioniert.“ Darauf baue man dann auf, in einer Politik der kleinen Schritte. Drei Monate haben die Betreuer dafür Zeit, jeweils ein bis zwei Tage die Woche gehen sie in die Familie. Danach wird ein Abschlussbericht erstellt und die Familie wieder ihrer eigenen Verantwortung überlassen.
Wie lange hält der Beratungseffekt bei den Eltern und Jugendlichen vor? Schließlich gibt es keine Kontrolle über diese drei Monate hinaus. „In der Regel ein paar Monate“ gibt sich Heitmann realistisch. mnz