Wochenübersicht: Konzert: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Das ist ja so eine komische Sache mit Namen und Worten, die doch viel mehr sind als nur eine Summe von Buchstaben, die zu unserer Information aufmarschieren. Weil da immer wie Obertöne Assoziationen mitschwingen, Echos auf Erinnerungen, Reflexe auf Erfahrungen, was es auch sei, und zuerst mag man bei Pracht einfach nur an den Plüsch und die Herrlichkeit denken, die allgemein um dieses Wort gruppiert werden, und wenn man dann die Band dieses Namens mal gehört hat, wird das Wort gleich viel angenehmer, wie etwas, das man auch in die Hand nehmen könnte und möchte, freundlicher jedenfalls, und das liegt natürlich an der Musik, in der auf einer kleinen (und damit nie schreckenden) Reichweite verblüffend Vielstilistisches zusammengefasst ist, mit einem blauäugig blinzelnden Soul in einer Seelenverwandtschaft zur Chicagoer Schule (vor allem mit The Sea And Cake), die man mit Pracht (klingt jetzt doch schon sympathisch bescheiden) heute im Roten Salon hören darf. Samba wiederum ist die Band aus Münster, auf die früher alle einprügeln wollten, weil hier komischerweise ein Ausverkauf der Hamburger Schule vermutet wurde, so in etwa als fröhliche Variante von Tocotronic, und die Band rächte sich, indem sie im Stillen und mit den Jahren einfach immer besser wurde und dabei auch mit dem aktuellen Album „Aus den Kolonien“ trotzdem weiter nach der vertrauten Musik mit der Sportjacke klingt: Gitarrenpop mit hochherzigen Melodien, am Samstag im Magnet. Und am Mittwoch zeigen Motorpsycho, die sowieso alles können, dass sie auch Countryrock können, und zwar genauso gut wie die Allman Brothers Band zur besten Zeit. Sollte nur niemand verwirren, wenn das Konzert im SO 36 unter The International Tussler Society firmiert. Ist hier der Deckname für die alles könnenden, immer gut könnenden Norweger.
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