: Kleingeld auf Kredit
Erstmals bietet eine deutsche Bank Mikrodarlehen zur Existenzgründung an. Eine Idee aus der Entwicklungshilfe
BERLIN taz ■ Erstmals werden nun auch in Deutschland Kleinstkredite zur Gründung von Unternehmen vergeben. Die GLS-Gemeinschaftsbank in Bochum hat für dieses Angebot, das sich ausschließlich an Arbeitslose richtet, einen Mikrofonds zur Finanzierung von Existenzgründern aufgelegt. Vor einigen Tagen hat die Vergabe von zunächst 500 Krediten pro Jahr begonnen. Bewilligt werden maximal 15.000 Euro, nach unten hin gibt es keine Begrenzung.
Private und öffentliche Banken bieten solche Kredite bislang nicht an, weil ihnen die Bearbeitung im Vergleich zum Ertrag zu teuer ist. Deshalb hat die anthroposophisch orientierte GLS-Bank mit Partnern aus dem gesamten Bundesgebiet das Deutsche Mikrofinanz Institut gegründet. Gemeinsam haben Institut und Bank einen Fonds aufgelegt, in den Sponsoren, Privatpersonen und Unternehmer einzahlen können, die sowohl eine Gewinnbeteiligung als auch einen möglichen Verlust ihres Kapitals akzeptieren. Aus dem Fonds können Arbeitslose, die sich selbstständig machen wollen, einen Startkredit beziehen.
Im Mittelpunkt der Kreditvergabe steht die persönliche Betreuung der Kreditnehmer. Diese gewährleisten spezielle, akkreditierte Gründungszentren. Menschen, die die Existenzgründer persönlich kennen, sollen für die Kredite bürgen. Die Angst vor Vertrauensbruch wird die Kreditnehmer dazu bewegen, das Geld zurückzuzahlen, so die Hoffnung der GLS-Bank. Scheitert die jeweilige Firmen-Idee, kann der Betrag in überschaubaren Raten abgezahlt werden, ist sie erfolgreich, besteht die Möglichkeit der Aufstockung.
Die aus der Entwicklungspolitik stammende Idee der Kleinstkredite für arme Leute setzt sich in Deutschland erst jetzt durch. In Portugal beispielsweise wurde das Kreditprogramm für Mikrobetriebe dank der Filialnetze mehrerer sich beteiligender Banken schon vor Jahren flächendeckend umgesetzt. Fördermittel der Europäischen Union wurden dabei in Millionenhöhe ausgeschöpft.
Nach eigenen Angaben verdient die GLS-Bank mit den angebotenen Kleinstkrediten kein Geld. Es gehe vielmehr darum, Arbeitslose zu unterstützen und Erfahrungen mit diesem Instrument zu sammeln, erklärte Christoph Lützel, der Sprecher der Bank, auf Anfrage der taz.
STEFANIE WERNER