Festival der Fragen

Morgen beginnt in Münster das internationale Jugendtheater-Festival „i&i – Irritation & Inspiration“

Auch wenn Münsters Oberbürgermeister Berthold Tillmann den Volksmund bemüht, latent altbacken davon spricht, dass in der Jugend die Kraft liege, kommt er doch noch auf den richtigen Punkt: Jugendliche besäßen die kostbare Fähigkeit, sich zu wundern, schreibt der Christdemokrat in seinem Vorwort zum Programm des Jugendtheater-Festivals „i&i“. Und gerade hier, im Wundern, scheint die Bedeutung eines speziell auf Jugendliche zugeschnittenen Theater-Projekts zu liegen: Dass jüngere Menschen noch eher nachhaken, die Kunst nicht einfach hinnehmen, sondern sie hinterfragen – öfter als die Sekt schlürfenden Herrschaften.

Fragen stellen sich schließlich genug. Fragen, die in Zeiten der Globalisierung nicht zwischen Landesgrenzen verharren. Deshalb hat sich Barbara Kemmler, die Künstlerische Leiterin des Festivals, Theatergruppen aus aller Welt eingeladen, aus Südafrika, dem Kosovo, aus Belgien. So nimmt sich das Festival Themen an, die nicht nur deutschen oder europäischen Jugendlichen unter den Nägeln brennen, AIDS zum Beispiel. Die südafrikanische Truppe „The Youth Drama Society of Soweto“ thematisiert die tödliche Krankheit in ihrem Stück „Untitled Synopsis“, einer wahren Story aus dem Township. Nicht nur die gefährlichen Mythen, die mit AIDS eng verwoben sind, werden hier angesprochen, auch der niedrige soziale Status und das Bildungsniveau der Schwarzen fließen mit ein.

Aber nicht nur die harte Wirklichkeit spielt eine Rolle in Münster. Die belgische Kompanie „VZW Sering“ schenkt ihrer Produktion „Newelwezens“ („Fabelwesen“) philosophische Tiefe. So fragen sich die Jugendlichen, in einer Garage für ein Musical probend, ob unter der Wirklichkeit genannten Hülle noch eine andere, eine Art unsichtbare Wirklichkeit ruht, in der man der Realität vielleicht ausweichen kann – zumindest eine Zeitlang.

Neben den ausländischen Produktionen sind freilich auch deutsche Theater-Gruppen eingeladen. So spielt und tanzt beispielsweise das Bielefelder „AlarmTheater“ ein Stück namens „Orlando – die Wilden“, das sich um ehemals drogenabhängige junge Männer dreht. Auch die hauseigene Formation, Barbara Kemmlers „Cactus Junges Theater“, ist vertreten. In „Balz“ kommt ein Thema auf die Bretter, das bisher noch jeden Jugendlichen gewundert hat: Hoffnungen, Ängste und Phantasien gegenüber dem anderen Geschlecht – aus der zuweilen engen Sicht des jungen Mannes. Da gäbe es sicherlich noch etliche Fragen zu beantworten. ROS

„i&i – Irritation & Inspiration“10. bis 24.10., Münster, Theater im PumpenhausInfos: 0251-233443