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Archiv-Artikel

Reden über Gott und die Welt

Die grüne Landtagsfraktion wirbt für einen institutionalisierten Dialog mit Muslimen. Ob Nordrhein-Westfalen noch vor der Landtagswahl ein einheitliches Moscheeregister bekommt, bleibt aber offen

AUS DÜSSELDORFKLAUS JANSEN

Zumindest für einen Tag konnten Religionsbarrieren überwunden werden: Muslimvertreter und Politiker diskutierten die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Staat und islamischer Religion ausgerechnet unter einem gekreuzigten Jesus – ihre Fachtagung „Zukunft des Islam in NRW“ mussten die nordrhein-westfälischen Grünen aus Platzgründen in den christlich geschmückten Fraktionssaal der CDU verlegen.

Die Grünen befinden sich auf Werbetour für ihren Vorschlag, in NRW ein einheitliches Moscheeregister und einen so genannten „Schura-Rat“ zu schaffen, der einen von allen Glaubensgruppen akzeptierten Vertreter wählen soll. Im Gegenzug soll unter anderem islamischer Religionsunterricht an Schulen gefördert werden. „Wir brauchen einen Ansprechpartner für die Politik“, sagt Sybille Haußmann, die migrationspolitische Sprecherin der Grünen.

Unterstützt wird die Landespartei von der grünen Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Marieluise Beck. „NRW kann eine Vorreiterrolle für den Dialog übernehmen“, findet sie. Die Auseinandersetzung mit Muslimen dürfe nicht weiterhin von Verfassungsschützern, sondern von einem produktiven Miteinander geprägt werden. Von den muslimischen Gemeinden verlangt Beck, dass diese ihre Strukturen transparenter gestalten, sich klar zur Verfassung bekennen und antisemitische Hetze unterbinden. Dann könne das Ziel erreicht werden, „den Islam einzubürgern, aber trotzdem das Recht auf zu Differenz wahren“.

Genau dieses Recht fordern die Muslime ein: „Integration läuft in Deutschland noch zu sehr auf Assimilation hinaus“, kritisiert der islamische Theologe Elsayed Elshahed. Es sei jedoch richtig, die Moscheegemeinden in demokratische Strukturen zu integrieren. Ähnliches sei in Österreich, wo Elshahed islamische Religionslehrer ausbildet, durch die Gründung der zentralen „Islamischen Glaubensgemeinschaft“ gut gelungen. In Deutschland sei es wichtig, auch strenggläubige, orthodoxe Muslime in den Dialog einzubinden: „Bei Milli Görüs und anderen hat in den vergangenen zwei Jahren ein Generations- und Ideologiewechsel statt gefunden. Diese Liberalisierung müssen wir nutzen, um auch diese Organisationen zu integrieren“, fordert Elshahed.

Dass aus den grünen Vorschlägen zu einer „neuen Islampolitik“ noch vor der Landtagswahl ein Gesetz werden kann, erscheint jedoch unwahrscheinlich. Fachleute des großen Koalitionspartners SPD hätten zwar schon Zustimmung signalisiert, sagt die grüne Fraktionschefin Sylvia Löhrmann. „Aber wie sich deren Fraktionsspitze dazu positioniert, weiß ich nicht.“